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Wirtschaft: Athen greift bei Olympic Airways durch

Parlament soll Lohnstopp verfügen / Trotz heftiger Proteste wenig Unterstützung für Belegschaft ATHEN (öhl).Die Regierung des sozialistischen griechischen Ministerpräsidenten Kostas Simitis wagt die Kraftprobe mit den rund 7200 Beschäftigten der staatseigenen Fluggesellschaft Olympic Airways.

Parlament soll Lohnstopp verfügen / Trotz heftiger Proteste wenig Unterstützung für Belegschaft ATHEN (öhl).Die Regierung des sozialistischen griechischen Ministerpräsidenten Kostas Simitis wagt die Kraftprobe mit den rund 7200 Beschäftigten der staatseigenen Fluggesellschaft Olympic Airways.Simitis will die defizitäre Airline sanieren.Am Donnerstag nächster Woche soll das Parlament einen Gesetzentwurf billigen, der die bestehenden Tarifverträge bei Olympic außer Kraft setzt und den Beschäftigten des Unternehmens einen dreijährigen Lohnstopp, die ersatzlose Streichung der meisten Zulagen sowie längere Arbeitszeiten verordnet. Nachdem die in der vergangenen Woche zwischen Geschäftsleitung und Belegschaftsvertretern geführten Verhandlungen über ein Sanierungskonzept nicht zu befriedigenden Ergebnissen führten, wollen Simitis und Verkehrsminister Tassos Mandelis jetzt bei Olympic hart durchgreifen.Sobald das Gesetz verabschiedet ist, sollen den Beschäftigten neue Arbeitsverträge angeboten werden.Wer nach fünftägiger Bedenkzeit nicht unterschreibt, muß mit einer fristlosen Kündigung rechnen. Als Verkehrsminister Mandelis seine "Lex Olympic" am Montag abend überraschend dem Parlament präsentierte, brach bei der Fluggesellschaft ein Proteststurm los.Mehrere hundert Belegschaftsangehörige stürmten die Olympic-Hauptverwaltung in der Athener Innenstadt und belagerten die Büros des Vorstandes.Erst am frühen Dienstagmorgen gelang es starken Polizeikräften, den Vorstandsvorsitzenden Theodoros Tsakiridis zu befreien.Mit mehrstündigen Warnstreiks und Protestdemonstrationen vor dem Athener Parlament unterstrichen tausende Olympic-Beschäftige seither ihre Forderung nach einer Zurücknahme des umstrittenen Gesetzentwurfs.Aber die Regierung blieb hart: Wenn nicht jetzt entschlossene Schritte zur Sanierung des Unternehmens eingeleitet würden, stehe Olympic in kurzer Zeit vor dem Bankrott, warnte Verkehrsminister Mandelis. Ein bereits 1994 in Angriff genommenes, auf drei Jahre angelegtes Sanierungsprogramm hatte keine Früchte getragen.Obwohl die Gesellschaft damals Altschulden in Höhe von umgerechnet fast 4 Mrd.DM abschrieb und eine Kapitalspritze von 120 Mill.DM erhielt, flog Olympic im vergangenen Jahr erneut Verluste ein.Der Fehlbetrag dürfte sich, nach vorläufigen Berechnungen, auf über 40 Mill.DM belaufen haben.Die roten Zahlen sind vor allem das Resultat der viel zu hohen Personalaufwendungen.Sie haben bei Olympic an den gesamten Betriebsausgaben einen Anteil von 48 Prozent, gegenüber 26 Prozent im europäischen Branchendurchschnitt. Die Gewerkschaften wissen, daß es nun um mehr geht als nur die Sanierung der Fluggesellschaft.Olympic ist ein Testfall.Als nächstes drohen tiefe Einschnitte bei den anderen defizitären Staatsunternehmen, wie den öffentlichen Verkehrsbetrieben, der Bahn, der Post und den Elektrizitätswerken.Der Reformer Simitis scheint entschlossen, an Olympic ein Exempel zu statuieren - selbst um den Preis einer Liquidierung des Unternehmens.Gewerkschaften und Opposition sprechen von "Foltermethoden".Aber in der griechischen Öffentlichkeit können die Olympic-Beschäftigten nicht mit viel Sympathie rechnen.Dazu haben sie die Passagiere der Airline zu lange mit mürrischer Abfertigung, miesem Service, ständigen Streiks und Verspätungen gequält.

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