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Wirtschaft: Athens Börse startet stark

Anleger glauben an die Wende.

Athen - Krise? Die Athener Börse scheint sie hinter sich gelassen zu haben. Zwar schrumpft Griechenlands Wirtschaft immer noch, frühestens in der zweiten Jahreshälfte wird das Land nach sechs Jahren Rezession zum Wachstum zurückkehren. Aber die Anleger an der Akropolis nehmen die Wende schon vorweg: Fast zwölf Prozent legte der Athener Leitindex Athex an den ersten zehn Handelstagen des neuen Jahres zu. Auch wenn seit vergangener Woche Gewinnmitnahmen die Kurse wieder drücken: Ähnlich fulminant war der Aktienmarkt zuletzt 1999 in ein neues Jahr gestartet.

Beflügelt werden die Kurse von der Erwartung, dass Griechenland die schwere Rezession bald abschüttelt. Bei der Haushaltskonsolidierung ist das Land auf einem guten Weg, das Defizit wurde von 15,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2009 auf 2,2 Prozent im Jahr 2013 gedrückt. Der „Grexit“, ein Ausscheiden des Landes aus dem Euro, ist kein Thema mehr. Jetzt setzen die Anleger auf „Grecovery“, den Aufschwung.

Im Fokus stehen Unternehmen, die exportorientiert sind und von der Rezession weniger spüren, und Firmen, die in der Krise die Kosten gedrückt haben. Dazu gehören Hellenic Telecom, eine Tochter der Deutschen Telekom, die Ölkonzerne Hellenic Petroleum und Motor Oil, der Mischkonzern Mytilineos und die Fluggesellschaft Aegean Airlines.

Zwar führt der Indexbetreiber MSCI Griechenland seit Ende November wieder als Schwellenland. Damit wurde zum ersten Mal überhaupt ein Land auf den Status eines Schwellenmarktes zurückgestuft. Aber die Börse profitiert davon, denn im Schwellenländerindex hat Griechenland ein höheres Gewicht als bisher im Index der reicheren Länder. Beobachter schätzen, dass seit der Herabstufung ausländische Anleger eine Milliarde Euro in griechische Aktien investiert haben.

Der griechische Finanzminister Gianis Stournaras erwartet für die zweite Jahreshälfte eine Rückkehr seines Landes an den Kapitalmarkt, von dem Griechenland seit vier Jahren praktisch ausgeschlossen ist. Gelingt es der Regierung tatsächlich, eine neue Staatsanleihe am Markt zu platzieren, könnte das auch den Aktienkursen neuen Schub geben.

Bis dahin kann noch viel passieren. Mit den Strukturreformen ist die Regierung im Rückstand, bei den Privatisierungen tut sich wenig. Die Griechen sind vom Sparkurs zermürbt. Die Versuchung für die Wähler dürfte groß sein, der Regierung bei der Europawahl am 25. Mai einen Denkzettel zu erteilen. Ein Desaster für Premier Antonis Samaras könnte zu vorzeitigen Parlamentswahlen und einem Sieg des radikal-linken Oppositionsführers Alexis Tsipras führen. Gerd Höhler

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