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Atomausstieg: Eon kommt unter Druck

Die Debatte um den Atomausstieg trifft Eon zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Das Moratorium belastet das Geschäft zusätzlich.

Düsseldorf - Deutschlands größter Energiekonzern hat schon genügend Probleme – im Handel mit Gas und Strom läuft es nicht. Deshalb geht nun auch noch der Gewinn konzernweit zurück: Der bereinigte Nettogewinn schrumpfte im ersten Quartal um 34 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Düsseldorf mitteilte.

Immerhin wusste Vorstandschef Johannes Teyssen, was auf ihn zukommen würde – er hatte die Anleger schon im März vor den unerfreulichen Zahlen gewarnt. Die Zahlen lagen deshalb auch nur leicht unter den Erwartungen der Analysten, und der Kurs der Eon-Aktie drehte nach anfänglichen Einbußen im Laufe des Tages sogar deutlich ins Plus.

Gleichwohl wirken die Probleme inzwischen schwerer, als noch vor einigen Wochen zu erwarten war. Die Atomkatastrophe in Japan und die Debatte um den Atomausstieg in Deutschland könnten unerfreuliche Auswirkungen auf den Eon-Gewinn haben: Muss das Unternehmen seine Meiler Isar I und Unterweser, die im Zuge des Atommoratoriums vom Netz genommen worden waren, dauerhaft abschalten, drohen Gewinneinbußen. Die Spanne für das Ergebnis (Ebitda), die derzeit zwischen 10,7 Milliarden und 11,4 Milliarden Euro für das Gesamtjahr liegt und schon nach unten korrigiert wurde, muss womöglich weiter gesenkt werden.

Im ersten Quartal spürte Eon den Effekt noch kaum, das Moratorium hatte erst begonnen. Die Belastungen aus dem Stillstand der beiden Atommeiler bezifferte Finanzchef Marcus Schenk auf 250 Millionen Euro – immerhin konnte Eon zwischen Januar und Ende März fünf Terawattstunden Strom nicht produzieren. Dieses Minus könne aber weitgehend durch positive Effekte wieder ausgeglichen werden. Offiziell geht der Manager auch noch davon aus, dass Eon die Meiler bald wieder anschließen darf. „Sollte die Politik etwas anderes entscheiden, müssen wir bewerten, welche Auswirkungen auf unsere Ergebnisse resultieren“, sagte Schenck umständlich. Möglich sei eine Verringerung der Dividende. Der Konzern hatte im Frühjahr für die kommenden zwei Jahre eine Mindesthöhe von 1,30 Euro versprochen. Zum Entwurf des Abschlussberichtes der Ethikkommission, der zu einem Atomausstieg bis 2021 und zu einem Abschalten der alten Meiler rät, wollte Eon denn auch nichts sagen.

Vor einigen Tagen hatte Vorstandschef Teyssen allerdings erneut vor einem überstürzten Ausstieg aus der Kernenergie gewarnt. Vor der Ethikkommission nannte er einen Ausstieg vor 2025 unrealistisch. Die Stabilität der Netze sei nicht garantiert, und die Strompreise könnten steigen, argumentierte er. Zudem erwägt Eon eine Klage gegen die Brennelementesteuer, sollte die Laufzeitverlängerung gekappt werden. (HB)

Jürgen Flauger

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