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Wirtschaft: Atomkonzerne wollen abwarten

Berlin - Krisenstäbe allerorten, um die sich ständig verändernde Lage zu analysieren und dabei unbedingt Aussagen mit einer geringen Halbwertzeit zu vermeiden. So stellte sich am Montag die Strategie der deutschen Kernenergiewirtschaft dar.

Berlin - Krisenstäbe allerorten, um die sich ständig verändernde Lage zu analysieren und dabei unbedingt Aussagen mit einer geringen Halbwertzeit zu vermeiden. So stellte sich am Montag die Strategie der deutschen Kernenergiewirtschaft dar. Auch nach der Ansage der Bundesregierung, die Verlängerung der Laufzeiten vorerst aussetzen zu wollen. Man habe das zur Kenntnis genommen und warte nun auf Gesprächstermine mit der Regierung. Wer gar nichts sagen wollte, verwies auf eine Mitteilung des Deutschen Atomforums vom Wochenende. Darin hatte der Lobbyverband eine „qualifizierte Bewertung“ des Geschehens in Japan angekündigt, „sobald die notwendigen gesicherten Erkenntnisse vorliegen“. Bei Eon und RWE, den beiden großen Akw-Betreibern in Deutschland, betonte man am Montag die viel bessere Ausrüstung mit Notstromaggregaten. Bei den älteren Siedewasserreaktoren gebe es hierzulande vier solcher Anlagen je Kraftwerksblock, hingegen seien die japanischen Akw nur mit zwei Notstromanlagen ausgerüstet. Und bei den deutschen Akw neueren Typs gebe es sogar sechs Notstromdiesel, hieß es bei den Konzernen. Schließlich seien die japanischen Notanlagen wassergekühlt, die deutschen hingegen luftgekühlt. Auch dieser Umstand habe dazu beigetragen, dass „unsere Ingenieure den Kopf geschüttelt haben, als sie Details aus Japan bekamen“, hieß es bei einem Konzern.

Ein RWE-Sprecher meinte, derzeit würden deutsche und japanische Akw verglichen und dann gegebenenfalls entschieden, wo nachgebessert werden müsse. Bei Vattenfall, dessen beide Akw in Krümmel und Brunsbüttel schon seit Jahren wegen Störungen abgeschaltet sind, sprach man von einer „sehr veränderten energiepolitischen Lage“. Bei der deutschen Tochter des schwedischen Staatskonzerns stellt man sich auf eine „sehr, sehr grundsätzliche Debatte über die Energieerzeugung in Deutschland ein“.

Hier und da ist durchaus Verbitterung zu hören. „Die versuchen jetzt vor den Landtagswahlen ihre Haut zu retten“, heißt es in der Branche mit Blick auf die schwarz-gelbe Regierung. Selbstverständlich könne man die Akw vorzeitig vom Netz nehmen, doch dann müsse man sagen, wer die Kosten trage. „Ein paar Milliarden für die Verbraucher, ein paar Milliarden für die Industrie, Rückschläge bei der Wettbewerbsfähigkeit und Verlust von Arbeitsplätzen.“ In keinem anderen europäischen Land werde im Übrigen so emotional über die Kernenergie diskutiert wie in der Bundesrepublik. Die Energiegewerkschaft IG BCE gab derweil schon mal eine mögliche Richtung vor: Raus aus der Kernkraft und Aufwertung der Kohle als Brückentechnologie, bis in einigen Jahrzehnten die Erneuerbaren den Strombedarf decken. Alfons Frese

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