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Wirtschaft: „Auch Arbeitskräfte im Blaumann gehen nach Polen“

Wird jetzt ausgerechnet Osteuropa zur Job-Hoffnung für deutsche Arbeitslose? Es werden sich in naher Zukunft nicht fünf Millionen deutsche Arbeitslose auf den Weg nach Mittel- und Osteuropa machen, aber schon eine beträchtliche Zahl.

Wird jetzt ausgerechnet Osteuropa zur Job-Hoffnung für deutsche Arbeitslose?

Es werden sich in naher Zukunft nicht fünf Millionen deutsche Arbeitslose auf den Weg nach Mittel- und Osteuropa machen, aber schon eine beträchtliche Zahl. Hauptgrund dafür ist, dass sich die Lebensbedingungen schrittweise angleichen und damit auch in Mittel- und Osteuropa gut bezahlte Jobs zu finden sein werden.

Kommt diese Entwicklung überraschend?

Nein. Jetzt wiederholt sich, was schon bei der EU-Süderweiterung um Spanien und Portugal passiert ist. Zuerst drängen Arbeitskräfte aus den neuen Mitgliedsländern zu uns. Dann gehen Führungskräfte von uns in diese Staaten und bauen dort Betriebe deutscher Mutterfirmen auf. Wenn die Wirtschaft in den neuen Ländern wächst, Fachkräfte knapp werden und die Löhne kräftig steigen, beginnt eine dritte Wanderungswelle – auch Arbeitskräfte im Blaumann gehen dorthin. Diesen Punkt haben wir in Bezug auf Mittel- und Osteuropa jetzt erreicht.

Wie groß muss die Verzweiflung der deutschen Arbeitnehmer sein, dass sie schlecht bezahlte Arbeit im Osten annehmen?

Die wenigsten Deutschen werden das als endgültige Auswanderung sehen. Die meisten suchen derweil weiter in Deutschland. Sie überbrücken nur Warte- und Suchzeiten.

Thomas Straubhaar (48) ist Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, dem früheren Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv. Die Fragen stellte Nils-Viktor Sorge.

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