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Schwer angeschlagen: Nokia Siemens Networks muss weltweit Stellen abbauen.

© Reuters

Auch Berlin betroffen: Nokia Siemens streicht 17.000 Jobs

Der hohe Verluste schreibende Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) will weltweit 17.000 Arbeitsplätze streichen. Deutschland - und auch Berlin - wird wohl "massiv betroffen sein".

Berlin - Der hohe Verluste schreibende Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) will weltweit 17 000 Arbeitsplätze streichen – nahezu jeden vierten Job. Offiziell sagt NSN noch nicht, wie sich der Jobabbau auf die verschiedenen Länder verteilt. In Deutschland arbeiten nach Angaben von Arbeitnehmervertretern etwa 8000 Mitarbeiter für das Unternehmen, rund 1300 davon in Berlin. „Deutschland wird massiv betroffen sein“, fürchtet Georg Nassauer, NSN-Gesamtbetriebsratsvorsitzender. Branchenbeobachter schätzen, dass mehr als ein Drittel der Stellen hierzulande in Gefahr sind. Weltweit hatte Nokia Siemens Networks zuletzt rund 74 000 Beschäftigte.

Das Geschäft werde komplett auf mobile Breitbandnetze ausgerichtet, kündigte die Gemeinschaftsfirma von Nokia und Siemens am Mittwoch an. Vom Festnetzgeschäft will man sich trennen, nur der Bereich Optik (Glasfaser) soll bleiben. Die jährlichen Ausgaben sollen bis Ende 2013 um eine Milliarde Euro gesenkt werden. Bis dahin soll auch der Abbau der 17 000 Jobs abgeschlossen sein.

In der Gemeinschaftsfirma hat Nokia die unternehmerische Führung. Seit der Gründung in 2007 schreibt NSN praktisch nur Verluste. Erst im September mussten Nokia und Siemens je eine halbe Milliarde Euro in die Firma einschießen, um die Finanzausstattung zu verbessern. Für die nun anstehende Restrukturierung hat Siemens-Finanzchef Joe Kaeser vorsorglich erneut rund eine halbe Milliarde Euro eingeplant. Ein Versuch, NSN zu verkaufen, wurde im Sommer aufgegeben.

NSN kämpft mit dem starken Wettbewerb. Unter anderem Rivalen wie Huawei aus China werden immer stärker und bringen die Preise unter Druck. Die Spitzenposition in der Branche hält jedoch unverändert das schwedische Unternehmen Ericsson. „Ericsson zeigt, dass man auch als europäischer Anbieter erfolgreich sein kann“, meint Betriebsratschef Nassauer. NSN dagegen habe die Zahl seiner Mitarbeiter in Indien verdreifacht, in China verdoppelt und in Deutschland halbiert – und komme dennoch nicht zum Erfolg.

In den Augen des Managements liegt die Zukunft der Industrie und damit das Heil des Unternehmens in mobilen Breitbandnetzen und -diensten. „Wir wollen in diesen Bereichen unumstritten führend sein“, kündigte NSN-Chef Rajeev Nuri an. Zugleich müsse man Schritte ergreifen, um konkurrenzfähiger und profitabler zu werden. Die geplanten Einschnitte seien bedauerlich, aber notwendig. Von den Sparmaßnahmen sollen alle möglichen Bereiche betroffen sein, wie etwa Einkauf, Immobilien oder IT-Versorgung.

In Berlin hat NSN eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung und ein Werk für optische Netzwerke, das auf die Einführung neuer Produkte spezialisiert ist. Betriebsratschef Nassauer geht davon aus, dass das Berliner Werk vom Jobabbau verschont bleibt. „Die Fertigung in Berlin wird fortgeführt“, sagte Nassauer dem Tagesspiegel. In der Diskussion sei jedoch ein Verkauf der Entwicklungsabteilung. „Es wäre eine Katastrophe, wenn in Zeiten des Fachkräftemangels ausgerechnet hoch qualifizierte Leute aus der Entwicklung vor die Tür gesetzt würden.“

Nassauer, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von NSN in Deutschland ist, übte schwere Kritik an der Unternehmensführung: „Das Management ist grottenschlecht“, sagte er. „Siemens hat das erkannt und übt nun Druck auf Nokia aus.“ Auch bei Mitarbeiterbefragungen würde dem Management regelmäßig ein schlechtes Zeugnis ausgestellt, „schlechter als in jedem vergleichbaren Unternehmen“. Nassauer kündigte an: „Die Belegschaft wird sich massiv gegen den Arbeitsplatzabbau wehren.“

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