zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Auch die Ost-Metaller bekommen mehr Geld

Erste Bezirke übernehmen Pilotabschluss aus dem Westen mit Einschränkungen/Die Sachsen fehlen noch

Berlin (alf). Die Tarifrunde 2004 in Ostdeutschland ist zu einem großen Teil abgeschlossen. Am Freitag einigten sich die Tarifparteien an der Küste, im Bezirk Berlin und Brandenburg sowie in Thüringen auf eine Übernahme des badenwürttembergischen Tarifabschlusses mit einer kleinen Einschränkung: Die Einmalzahlung im Volumen von 0,7 Prozent des Lohns, die in diesem und im nächsten Jahr fällig wird, kann verschoben werden. Und wenn Gewerkschaften und Arbeitgeberverband zustimmen, kann nach Angaben des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall die Zahlung sogar ganz ausfallen. Anfang der kommenden Woche stehen nun noch Verhandlungen in Sachsen-Anhalt und Sachsen an. Von den Sachsen-Anhaltinern wird erwartet, dass sie sich den übrigen Ostbezirken anschließen. Die westdeutschen Tarifbezirke haben bereits entschieden, den Abschluss von Pforzheim zu übernehmen.

Dagegen ist das Verhalten der Sachsen offen. Der dortige Arbeitgeberpräsident Bodo Finger hatte immer wieder kritisiert, dass der Pilotabschluss von Baden-Württemberg zu teuer sei. Danach gibt es für die Metaller in diesem Jahr 2,2 Prozent mehr Geld und im kommenden Jahr weitere 2,7 Prozent. Die Sachsen bieten dagegen 1,5 und 2,0 Prozent. Der Tarifvertrag von Baden-Württemberg hat einen Laufzeit von 26 Monaten und sieht eine konditionierte Öffnungsklausel bei der Arbeitszeit vor: Bei Betrieben mit vielen Beschäftigten in höherwertigen Tätigkeiten wie Forschung und Entwicklung kann die Quote derer, die 40 statt 35 Wochenstunden arbeiten, erhöht werden. Und falls mit einer längeren Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich Arbeitsplätze gesichert werden können und die Tarifparteien zustimmen, sind ebenfalls 40 Stunden möglich.

Die Arbeitgeber hatten ursprünglich eine Erhöhung der Arbeitszeit auf bis zu 40 Stunden ebenso in das Ermessen der Betriebsparteien legen wollen wie die Bezahlung dieser Mehrarbeit. Im extremsten Fall wäre es möglich gewesen, dass die Arbeitszeit um fünf Stunden erhöht wird - ohne das gleichzeitig der Lohn entsprechend steigen würde. Damit hatten sich die Arbeitgeber nicht gegen die IG Metall durchsetzen können.

Der sächsische Arbeitgeberpräsident Finger fordert einen Tarifabschluss, der die Belange der kleinen und mittleren Betriebe berücksichtigt. Da Sachsens Wirtschaft noch lange nicht das Niveau der baden-württembergischen Wirtschaft erreicht habe, könne auch nicht der dort ausgehandelte Tarifabschluss auf Sachsen übertragen werden. „Die bundeseinheitliche Lösung hat ausgedient, das müssen Arbeitgeberverbände und IG Metall endlich erkennen“, hatte Finger noch vor wenigen Tagen gefordert. Für den Fall, dass die Sachsen nicht abschließen werden, hat der ostdeutsche IG Metall-Chef Hasso Düvel „Ärger“ angekündigt.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false