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Wirtschaft: „Auch die Unfähigkeit der deutschen Manager ist Schuld“

Der Mittelstands-Fachmann Gunter Kayser über die Ursachen der Insolvenzen und die Defizite der Politik

GUNTER KAYSER

ist Geschäftsführer des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn.

Foto: promo

Herr Kayser, ist die Unfähigkeit deutscher Manager an der Pleitewelle Schuld?

Bis zu einem gewissen Grad schon. Viele Unternehmer nutzen moderne Methoden zu wenig, um Geld zu bekommen, das ihnen zusteht. Mittelständler informieren sich nur selten über die Bonität ihrer Kunden, lassen ihre Forderungen häufig nicht von Firmen eintreiben, die sich darauf spezialisiert haben und nutzen die Möglichkeiten von Forderungsabtretungen zu selten. Statt solche kaufmännischen Instrumente einzusetzen und Expertenrat einzuholen, kümmert sich oft der Ehepartner um Rechnungswesen und Finanzen – das geht nicht immer gut.

Ein besseres Management könnte die Zahl der Insolvenzen also verringern?

Zumindest einen Teil von ihnen. Ein Hauptgrund für den Anstieg der Insolvenzen liegt aber im neuen Insolvenzrecht, das auch für Kleinstunternehmern den Weg in eine geregelte Insolvenz ermöglicht. Das bringt große Vorteile, denn die Firma kann unter Umständen fortgeführt werden, nach sechs Jahren kann der Unternehmer sogar eine Restschuldbefreiung erhalten.

Haben wir wegen der Pleiten immer weniger Unternehmen – und damit weniger Jobs?

Nein, denn die Zahl der Gründungen ist deutlich höher als die Zahl der Liquidationen – 2002 gab es per Saldo 65 000 Unternehmen mehr. Nur ein kleiner Teil der Firmen verschwindet übrigens wegen einer Insolvenz vom Markt. Die meisten hören früher auf, weil sich der Betrieb nicht rechnet – etwa der Jeanshändler um die Ecke, der still und leise seinen Laden schließt.

Was kann die Politik tun?

Sie muss dafür sorgen, dass Unternehmer eine zweite Chance bekommen, wenn sie einmal gescheitert sind. Fast jedes dritte Unternehmen muss innerhalb der ersten drei Jahre aufgeben. In anderen Ländern wird das nicht als Makel angesehen, bei uns hingegen schon. Das ist auch eine kulturelle Frage, die Insolvenzverwalter, Gerichte und Geldgeber angeht. Das neue Insolvenzrecht ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Das Gespräch führte Carsten Brönstrup.

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