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Wirtschaft: Auch Spione trinken Bier

Der englische Pub im „Gulf Hotel“ ist erste Adresse in Manama, Bahrain. Hier treffen sich Menschen, die Geld verdienen wollen.

Der englische Pub im „Gulf Hotel“ ist erste Adresse in Manama, Bahrain. Hier treffen sich Menschen, die Geld verdienen wollen. Alles sieht aus wie in England, von wo die ersten europäischen Händler, Offiziere und Halunken an den Persischen Golf kamen. Bilder von Cricket-Stars an holzgetäfelten Wänden, Minihandtücher mit Brauereilogo auf dem Tresen, lange Porzellanhebel an den Zapfhähnen und vor allem Männer, die alle paar Minuten in dröhnendes Gelächter ausbrechen und mit Wucht ihre Biergläser zusammenkrachen lassen.

Ein paar Unterschiede zur Insel gibt es schon, und die beschränken sich nicht auf die philippinischen Barkeeper. Da ist zum Beispiel der Herr aus Saudi-Arabien in weißer Landestracht. Den Kopf hat er auf die Schulter einer jungen, üppigen Dame aus Osteuropa gelegt. Er schläft, sie blickt würdevoll in den Raum. Vermutlich ruht er, bevor er sich auf den Weg nach Hause macht. Nur ein paar hundert Meter über die blauen Fluten des Golfs führt die Brücke von diesem Königreich zu seinem, in dem Wein und Weib bei hoher Strafe verboten sind.

Oder die Truppe grölender junger Männer. Einer von ihnen nennt in einem vergleichsweise stillen Moment sein Reiseziel: „Wieder zurück nach Basra.“ Ein paar Biere als Pause vom Irak-Krieg.

Lin Lin wäre in einem Pub am Leicester Square auch fehl am Platz, genau wie ihr bonbonfarbenes Cocktailkleid und die rosa Schleife im Haar. Am Ende des Tresens hat sie sich platziert und erzählt in rudimentärem Schulenglisch: „Vor einer Woche bin ich aus Schanghai gekommen. Hier ist das Geschäft sehr gut.“

Der lange Schotte würde in einem Londoner Pub ebenfalls auffallen. Er spricht sehr gutes Arabisch, sogar unterschiedliche Dialekte. Aber Smalltalkfragen beantwortet er nicht. Wo lebst du? Wie heißt du? Was machst du beruflich? Immer wieder Fehlanzeige. Abdul, ein Geschäftsmann aus Bahrain, hakt die Frage nach dem mysteriösen Schotten lapidar ab. „Der? Ach, das ist ein Spion, den kennt jeder hier.“

Der Autor (45) betreibt eine Medienfirma in Dubai und lebt abwechselnd dort und in Berlin.

ein Geschäftsmann

aus Berlin, erzählt von Arabien

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