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Wirtschaft: Auf dem Euro-Geldmarkt knirscht es

BERLIN (dr/rtr).Noch wird die fast problemlose Einführung des Euro an den Geld - und Aktienmärkten gefeiert und gelobt, doch im Detail lauern noch eine ganze Menge Probleme.

BERLIN (dr/rtr).Noch wird die fast problemlose Einführung des Euro an den Geld - und Aktienmärkten gefeiert und gelobt, doch im Detail lauern noch eine ganze Menge Probleme.Dies betrifft nicht nur die Datenübermittlung sondern auch - damit zusammenhängend - die europaweite Abrechnung und die Steuerung des Geldmarktes.Wenn der Zentralbankrat der Europäischen Zentralbank an diesem Donnerstag erstmals nach Einführung der gemeinsamen europäischen Währung zusammentritt, wartet eine ganze Menge Arbeit auf ihn.Konkrete Beschlüsse werden jedoch nicht erwartet.

Das entscheidende Zinssignal für den Start in das neue geldpolitische Zeitalter war bereits im Dezember gesetzt worden, als die nationalen Notenbanken der Währungsunion ihren wichtigsten Leitzinssatz auf 3,00 Prozent heruntergeschleust hatten.Mit diesem Satz, der nun dem Euro-Leitzins entspricht, war die Europäische Zentralbank erstmals zum Wochenbeginn am Geldmarkt aufgetreten und hatte der Kreditwirtschaft der elf Euro-Teilnehmerländer im Rahmen ihres sogenannten Hauptrefanzierungsgeschäfts 75 Mrd.Euro (umgerechnet rund 146,7 Mrd.DM) zur Verfügung gestellt.Dieses Instrument entspricht den früheren Wertpapierpensionsgeschäften der Deutschen Bundesbank.

Doch diese globale Zahl verdeckt das Knirschen im täglichen Geschäft.Denn der Euro-Geldmarkt der durch den Eonia (Euro overnight index average), den Zinssatz für Tagesgeld bestimmt wird, läuft noch nicht so recht.Der Ausgleich von Tagesliquidität im Euro-Raum funktionierte noch nicht.Die Banken wußten am Ende des ersten Tages nicht, wie hoch ihre Guthaben beziehungsweise ihre Forderungen bei der Zentralbank waren.Zum Teil waren hierfür rein technische Faktoren wie die Übermittlung von Daten die Ursache, zum Teil deutete sich jedoch schon an, daß der Hilfskorridor der Leitzinsen zumindest derzeit noch zu eng ist.So funktionierte die Herausbildung eines einheitlichen Geldmarktsatzes nicht.Ergebnis: In Italien beispielsweise war die Liquidität relativ üppig, sie stand den deutschen Teilnehmern jedoch nicht zur Verfügung.

Auf dem Geldmarkt räumt die EZB den nationalen Banken deshalb mit einem realtiv engen Zinskorridor von 2,75 bis 3,75 Prozen noch relativ großzügige Einlagen- und vor allem Refninanzierungsmöglichkei-ten."Durch diesen enge Zinskorridor werden die Probleme auf dem Euro-Geldmarkt abgefedert", sagte Stefan Bergheim von Merrill Lynch.Vielmehr dürfte die EZB durch ihre Offenmarktoperationen und Verbesserungen bei der Abstimmung der Zahlungsverkehrssysteme dafür sorgen, daß bis zum 21.Januar die Scharniere auf dem Euro-Geldmarkt reibungslos ineinandergreifen.Nach den bisherigen Planungen soll dann der Leitzinskorridor durch ein breites Band von zwei Prozent für die Einlagen- und 4,50 Prozent für die Spitzenrefinanzierungsfazilität ersetzt werden.

Ein weiteres Thema bei den Beobachtern ist eine mögliche Lockerung der Leitzinsen.Experten rechnen damit, daß die europäischen Währungshüter schneller als erwartet auch auf das kühlere Konsumklima in Europa reagieren und schon deshalb den Leitzins senken werden.Sie liegen damit im Widerspruch zu dem Präsidenten der EZB, Wim Duisenberg, der bereits im Dezember erklärt hatte, daß auf absehbare Zeit keine weitere Zinssenkung geplant sei.

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