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Gut landen.

© picture alliance / dpa

Wirtschaft: Auf dem Sprung

Wer nach dem Bachelor einen Master anhängen will, hat die Qual der Wahl. Mehr als 6500 Studienangebote gibt es allein in Deutschland. Ein Überblick

Sophie Friedrichs hat es fast geschafft. Im Frühjahr gibt die Studentin ihre Masterarbeit in „Europäische Literaturen“ an der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin ab. Ungewöhnlich ist das, weil die 31-Jährige im Bachelor-Studium Musik und Russisch auf Lehramt studierte. Anders als die meisten ihrer Kommilitonen wollte sie ihr Lehramtsstudium im Master aber nicht fortsetzen. Sie sattelte um. „In Russisch hat mir Literatur am meisten Spaß gemacht, das wollte ich weiterverfolgen“, begründet sie den Wechsel.

So wie Friedrichs stehen Jahr für Jahr zehntausende Bachelorabsolventen in Deutschland vor einer schwierigen Wahl: Starten sie ihre berufliche Karriere oder hängen sie noch ein Masterstudium dran?

Entscheiden sie sich für den Master, haben sie die Qual der Wahl. „Bachelor-Absolventen haben zahlreiche Möglichkeiten, im In- wie im Ausland“, sagt Sebastian Horndasch, freier Studienberater in Berlin und Autor des Buches „Master nach Plan“. Allein für Deutschland listet der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz mehr als 6500 weiterführende Studiengänge auf.

Doch nicht immer kommen Studenten dorthin, wo sie sich das gewünscht haben. Gerade an großen Hochschulen wie der HU oder der Freien Universität (FU) bewerben sich weit mehr Studenten als es Plätze gibt.

Über die Chancen nach dem ersten Abschluss kann man sich im Internet und direkt bei den Hochschulen informieren. Auch Messen geben einen Einblick, wie die Master & More, die am kommenden Donnerstag im Berliner Estrel Hotel stattfindet (siehe unten).

NOCH MEHR THEORIE

Bevor man sich für ein Master-Studium entscheidet, sollte man klären, ob man dafür überhaupt geeignet ist. Denn nur die Aussicht auf den prestigeträchtigeren Abschluss und höhere Einstiegsgehälter reichen als Eigenmotivation für das in der Regel viersemestrige Masterstudium oft nicht aus: „Der Master kann zur Qual werden, falls man schon in Vorlesungen und Seminaren wenig Interesse an theoretischen Diskussionen hatte und mehr an der Praxis interessiert war“, sagt Horndasch.

Für manche Berufsgruppen ist er allerdings Pflicht. Wer etwa Lehrer werden will oder in den höheren Verwaltungsdienst strebt, kommt um den Master-Abschluss nicht herum. Auch für eine Karriere in der Wissenschaft braucht man ihn. Es sei denn, man schafft es zu einem exzellenten Bachelorabschluss und kann anschließend gleich mit der Promotion starten.

Für den Master muss man sich entscheiden: Vertiefe ich mein Fachwissen und mache mit einem darauf aufbauenden, sogenannten konsekutiven Master weiter. Oder wähle ich eine andere Richtung, die mein berufliches Profil erweitert oder den Interessen näher liegt, so wie die Literaturstudentin Sophie Friedrichs.

Die meisten Studierenden, das zeigt etwa die Praxis an der HU, wählt den Feinschliff. „Den Master möchten die Studierenden vor allem dazu nutzen, Kenntnisse zu vertiefen und deutlich seltener, sich in einer anderen Disziplin neues Wissen anzueignen“, sagt die Leiterin der Studienberatung, Benita Bischoff.



WISSEN VERTIEFEN


Sinn macht eine Vertiefung etwa in den Naturwissenschaften. „Unternehmen verlangen von Biologen, Chemikern oder Physikern einen Master. Hier wird der Bachelor als zu oberflächlich betrachtet“, sagt Horndasch. Dies gelte auch für die Ingenieurwissenschaften: „Wer im Bachelor etwa Maschinenbau studiert hat, sollte das im Master intensivieren.“

DIE RICHTUNG WECHSELN

„Studierende aus vielleicht weniger marktgängigen Studiengängen können durch kluge Masterwahl ihr Profil schärfen“, rät Horndasch. So verbessern Geisteswissenschaftler durch ein Managementstudium ihre Karrierechancen, denn Kenntnisse im Projekt- oder Finanzmanagement erleichtern den Einstieg in Unternehmen. „Man sollte sich aber nicht zum Getriebenen eines gefühlten Arbeitsmarktdrucks machen“, sagt Horndasch. Viel wichtiger sei es, sich für die Inhalte des Masterstudiums zu interessieren.

AUF IN DIE PROVINZ

An großen, traditionellen Universitäten wie etwa in Berlin, München, Köln oder Münster sind die Masterprogramme oft überlaufen und sehr gute Abschlussnoten Voraussetzung. So bewarben sich an der HU für das laufende Wintersemester rund 3800 Studierende, angenommen wurden nur etwa 1500. „Deshalb sollten Studierende auch mal schauen, was kleinere Hochschulen in der Provinz im Angebot haben“, sagt Horndasch. Master-Interessierten empfiehlt er obendrein, sich an mehreren Hochschulen parallel zu bewerben. „Das erhöht die Chance, in jedem Fall irgendwo genommen zu werden.“

IN EUROPA STUDIEREN

Auch in Europa gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Studierende der Psychologie und Wirtschaftswissenschaften zieht es wegen der deutschsprachigen Studienangebote und der fehlenden Zulassungsbeschränkungen oft nach Österreich. Niederländische Unis werben mit englischsprachigen Master-Angeboten und internationalem Lehrpersonal. Attraktiv sind auch skandinavische Hochschulen. „Dänische Universitäten haben viele englischsprachige Masterprogramme und verlangen meist keine Studiengebühren“, sagt Master-Experte Michael Lülf von der Agentur Borderconcepts.

IN DIE USA GEHEN

Für Juristen, die eine Karriere in internationalen Unternehmen oder Anwaltskanzleien planen, sei der Master of Law an einer US-Universität ein Muss, erklärt der Berliner Studienberater Carsten Bösel, der sich auf den US-amerikanischen Hochschulmarkt spezialisiert hat.

Auch für einen Master of Business Administration (MBA) gehen viele Deutsche in die USA. Bei der Wahl der Uni sollte man aber kritisch sein, wenn man in Europa Karriere machen will. „MBA-Abschlüsse renommierter Hochschulen haben auf dem Arbeitsmarkt einen höheren Signalwert als der international unbekannter Hochschulen“, sagt Bösel.

Das Studium in Übersee wird allerdings durch hohe Studiengebühren erschwert. Im Schnitt bis zu 25 000 Dollar können an staatlichen US-Hochschulen pro Studienjahr fällig werden, an den privaten gar bis zu 40 000 Dollar.

Sophie Friedrichs fand ihren Master quasi um die Ecke. Sie wohnt in Berlin. Für den ersten Abschluss fuhr sie an die Uni Potsdam, für den zweiten an die HU. Bereut hat sie ihren Wechsel nicht. Nach dem Master will sie promovieren oder als Regieassistentin am Theater arbeiten.

www.hochschulkompass.de

www.master-and-more.de/master-messe-berlin-2011.html

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