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Wirtschaft: Auf den letzten Drücker

"Der Countdown läuft - Der Euro kommt." Bis zum Jahreswechsel beleuchtet der Tagesspiegel jeweils am Sonnabend mit Berichten, Reportagen, Interviews und Standpunkten die verschiedenen Aspekte der Euro-Bargeldeinführung.

"Der Countdown läuft - Der Euro kommt." Bis zum Jahreswechsel beleuchtet der Tagesspiegel jeweils am Sonnabend mit Berichten, Reportagen, Interviews und Standpunkten die verschiedenen Aspekte der Euro-Bargeldeinführung.

Die Umstellung auf den Euro findet nicht nur in den Geldbörsen statt. Auch die Unternehmen in Europa müssen für die neue Währung fit gemacht werden. Ab dem 1. Januar 2002 sind sie dazu verpflichtet, ihre Buchhaltung in einer so genannten "lebenden Sprache" zu führen. Der gesamte bargeldlose Handels- und Zahlungsverkehr muss ab diesem Zeitpunkt in Euro oder einer anderen gültigen Währung erfolgen. Die Mark ist ab Januar kein gesetzliches Zahlungsmittel mehr, auch wenn Geschäfte sie bis zum 28. Februar noch annehmen. Bei der Euro-Umstellung in den Betrieben geht es um viel Geld. Allein die 3,3 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland geben etwa 2,5 Milliarden Mark dafür aus, sagt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW). "Und das ist eine konservative Schätzung." Die Kosten könnten noch wesentlich höher liegen.

Zum Thema OnlineSpezial: Der Euro kommt Euro-Countdown: Die Serie im Tagesspiegel Euro-Memory: Passende Euro-Pärchen finden Ted: Der Euro - mehr Vor- oder mehr Nachteile? Eine ganze Reihe von Betrieben haben ihre Umstellung allerdings bis auf die letzte Minute aufgeschoben. Das trifft weniger auf die Großkonzerne zu. Aber wie die EU-Kommission in einer aktuellen Untersuchung feststellt, sind 15 Prozent der KMU in Deutschland noch nicht fit für den Euro. Doch im Sommer sah es noch schlechter aus: Da lag die Quote bei 30 bis 40 Prozent. Vor allem kleinere Betriebe hatten sich nur unzureichend informiert, so dass laut einer Forsa-Umfrage 15 Prozent der Handwerksbetriebe erst für Mitte 2002 mit der Euro-Einführung rechneten. Und eine Studie des Computerherstellers IBM und des BVMW ergab, dass die deutschen KMU im Vergleich zu ihren europäischen Konkurrenten wesentlich schlechter vorbereitet waren.

"Unangenehme Dinge erledigt man gern erst auf den letzten Drücker", sagt Ohoven. "Und bei einigen herrschte die Vorstellung: Wir haben das Jahr-2000-Problem geschafft. Dann schaffen wir das auch mit dem Euro." Doch hat der Gesetzgeber nicht umsonst drei Jahre Übergangszeit für die Umstellung eingeräumt. Seit 1999 können die Unternehmen ihre Geschäftsabläufe auf den Euro ausrichten. Das ist mit dem Austausch eines Computermoduls nicht getan, sondern erfordert umfassende Aktualisierungen. Auch nach der Umstellung haben viele Unternehmen noch Probleme mit ihrer Sofware. Verbraucherzentralen empfehlen, Rechnungen kritisch zu prüfen. Bei der Umrechnung komme es oft zu Fehlern.

Eine Umstellung in letzter Sekunde dürfte für viele Firmen das Prozedere zusätlich verteuern. Der BVMW geht davon aus, dass der Zeitdruck die Kosten etwa verdreifachen wird. Allerdings sind auch die Softwareanbieter selber vor bösen Überraschungen in den letzten Wochen vor dem Euro nicht gefeit. Unter Umständen können die Hersteller von Computerprogrammen verpflichtet werden, ihre Software kostenlos auf den Euro umzustellen. Das entschied das Landgericht Wuppertal. In dem Fall nutzte die Klägerin seit 1996 ein Programm, das sie bis zum Jahr 2002 gemietet hatte. Der Hersteller wollte für die Umstellung nun 27 000 Mark, weil zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses die Euro-Einführung noch nicht absehbar gewesen sei. Die Richter sahen das anders. Der Hersteller müsse über die gesamte Laufzeit des Vertrages gewährleisten, dass das Programm genutzt werden kann. Binnen einen Monats müsse er die Software nun - kostenlos - aktualisieren. Der Branchenverband der Informationswirtschaft Bitkom macht den Betrieben jedoch wenig Hoffnung. Pressesprecherin Anja Olsok sagt: "Erst einmal ist jedes einzelne Unternehmen für sich selbst zuständig." Es komme auf die Konditionen in jedem einzelnen Vertrag an.

Aber nicht nur für Unternehmer stellt sich die Euro-Frage bei ihrer Software. Auch die Verbraucher müssen sich und ihre Rechner fit für den Euro machen. Bei den Microsoft-Betriebssystemen ist ab Windows 98 der Euro in der Regel bereits berücksichtigt. Nutzer von Windows 95 können ihren Rechner aber auch noch auf den Euro einstellen. Die nötigen Treiber und Schriftsätze können von der Microsoft-Internetseite heruntergeladen werden (www.microsoft.com/germany/support/euro.htm). Und wem die Umrechnerei vom Euro in Mark zu kompliziert ist, dem hilft ebenfalls Software. Programme gibt es kostenlos im Netz (zum Beispiel unter www.euro-plus-quick.de ).

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