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Wirtschaft: Auf den Spuren der Haute Cuisine

Gourmet-Reisen boomen. Ausgerechnet Australier sind Trendsetter – wer hätte gedacht, dass sie mehr können, als Shrimps grillen?

In Kuala Lumpur stieß Roseanne Burkhart in einem kleinem Restaurant auf eine atemberaubende Laksa-Fischsuppe. In Kapstadt fand sie authentisches burisches Essen wie einen deftigen Hühncheneintopf vor. Und nachdem sie im Mondschein mit der Fähre auf Hare Island vor der irischen Küste gefahren war, schlemmte sie geräucherten Wildlachs, gebratene Wildente und einen Passionsfrucht-Soufflée.

„Das Essen ist wirklich hervorragend“, sagt Roseanne Burkhart über das irische Restaurant Island Cottage. Burkhart stolpert nicht zufällig über diese Feinschmecker-Paradiese, indem sie Reiseführer durchsucht oder Einheimische ausfragt. Sie verfügt über die besten Insider-Informationen, die man mit Geld kaufen kann. Während der vergangenen sieben Jahre hat die leidenschaftliche Feinschmeckerin und Rechtsagentin aus Sydney Malaysia, Südafrika, Irland, Indien, Vietnam, die griechischen Inseln und Frankreich erforscht – immer in den Fußstapfen eines Profi-Kochs.

Der Markt für Themenreisen – angefangen vom Taucherurlaub in Indonesien bis zur Shopping-Tour in Paris – boomt. Am stärksten steigt aber die Nachfrage nach Gourmetreisen. Die Veranstalter locken mit persönlichem Touch, sorgfältig recherchierten Routen und – als besondere Attraktion – Profi-Köchen, die ebenso gut ein Soufflé zubereiten wie darüber sprechen können. Überraschenderweise stehen hinter der neuen Generation kulinarischer Reisen australische Köche und Kochkunst-Experten. Das verwundert zunächst, weil Australier eher im Ruf stehen, Shrimps auf den Grill zu werfen, als Haute Cuisine zu zaubern.

In diesem Jahr werden von Australien aus wieder zahlreiche Gourmetreisen starten. Der in Melbourne lebende Koch, Kochbuchautor und Kochlehrer Tony Tan wird kulinarische Reisen durch China und Spanien anbieten. Guillaume Brahimi, Koch im Restaurant Guillaume at Benelong an der Oper von Sydney, wird eine Reisegruppe in die französischen Weinregionen Burgund oder in die Champagne begleiten. Vorgesehen sind Besuche renommierter, im Michelin-Führer aufgelisteter Restaurants.

Der aus Italien stammende Koch Mirko Grillini wird seine Gourmet-Reise in Rom starten und dann nach Bologna, Venedig und Verona fahren. Unterwegs besucht er mit seiner Gruppe Fabriken und Bauernhöfe, die Lebensmittel wie den Parmesankäse oder den Parma-Schinken herstellen.

Auch wenn sie das Image von Bier saufenden und grillenden Leuten haben, ist es kein Wunder, dass ausgerechnet die Australier den neuen Gourmetreisen-Trend anführen. Seit zwei Jahrzehnten befindet sich das Land in einem Koch-Wahn. Im Fernsehen gibt es zahlreiche Koch-Shows. Jeden zweiten Tag kommen Kochbücher von australischen Autoren heraus. Zeitschriftenregale quellen nur so über vor Fachblättern und jede große Zeitung hat ihre Seiten mit Kochtipps.

Natürlich zeigt schon eine kurze Suche im Internet, dass es weltweit eine Überfülle von Gourmet-Urlaubsangeboten gibt – angefangen von Wein-Reisen nach Sizilien bis zu vegetarischen Reisen nach Japan, China und Tibet. Doch was die neue Generation der kulinarischen Entdeckungsreisen aus Australien einzigartig macht, das sind ihre Reiseführer. Alle sind Köche oder zumindest Kochkunstexperten und haben ein fast enzyklopädisches Wissen.

Doch nicht nur teure Restaurants und Haute Cuisine stehen auf dem Reiseprogramm. Roseanne Burkhart erinnert sich an ihre Reise nach Südafrika mit den Edelrestaurant-Besitzerinnen Brugman und Stegley. „Wir fuhren zu einem Township in Soweto und aßen bei einer Frau namens Vicky zu Mittag, die ihr Haus für Rucksacktouristen geöffnet hat“, sagte Burkhart. Wie die meisten Häuser in dem Township sei es eine simple, aus Kartons, Wellblech und Holzplanken zusammengebaute Hütte gewesen. „Wenn man ein Land kennen lernen will, darf man die problematischen Seiten nicht ignorieren.“

Texte übersetzt und gekürzt von Tina Specht (Wall-Street-Broker), Karen Wientgen (Reisen), Matthias Petermann (Ryanair), Svenja Weidenfeld (US-Haushalt) und Christian Frobenius (Terror).

Geet Frank

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