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Die Investoren sind immer auf der Suche nach neuen Märkten.

© dpa

Auf der Suche nach der Super-Rendite: 1500 Investoren kommen in Berlin zusammen

In welches Unternehmen, welche Märkte lohnt es sich zu investieren? Darüber diskutieren diese Woche 1500 Finanziers bei der weltgrößten Branchenmesse "Super Return" in Berlin.

Von Carla Neuhaus

James Coulter macht sich Gedanken über die jungen Menschen, die mit Smartphones aufwachsen. „Diese Generation tickt anders“, sagt der Amerikaner. Coulter beschäftigt das. Er will wissen, welche Geschäftsideen beim Nachwuchs ankommen – und zwar nicht nur aus reinem Interesse. Der 55-Jährige ist Finanzinvestor. Seine Firma, TPG Capital, beteiligt sich weltweit an Unternehmen: in der Vergangenheit etwa an der Fastfoodkette Burger King oder dem deutschen Armaturenhersteller Grohe. Nun scheint es vor allem die Gründerszene zu sein, die es dem Investor angetan hat.

Am Dienstagmorgen steht Coulter auf der Bühne im großen Konferenzsaal des Hotels Intercontinental in Berlin und philosophiert über die Generation von morgen. Die Stühle im Saal sind bis auf den letzten Platz besetzt. Gut 1500 Finanzinvestoren sind zum Jahrestreffen der Beteiligungsbranche gekommen. Drei Tage lang tauschen sie sich in Berlin über Trends und Marktentwicklungen aus, schließen Kontakte, bahnen neue Geschäfte an. Ihre Jahrestagung trägt den Titel „Super Return“ (zu deutsch: SuperRendite). Branchenkennern zufolge ist es die größte Konferenz dieser Art weltweit. In Berlin findet sie seit sechs Jahren statt, davor kamen die Investoren in München und Frankfurt am Main zusammen. Warum die Veranstalter sich 2009 für Berlin entschieden, verraten sie nicht. In Finanzkreisen heißt es, man habe etwas Neues ausprobieren wollen.

Die Branche der Private-Equity-Firmen ist verschwiegen

Überhaupt ist es eine verschwiegene Branche, die hier zusammenkommt. Die großen Private-Equity-Firmen wie TPG, Blackrock oder KKR bewegen jährlich Milliardensummen. Und dennoch sind sie der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Lediglich Franz Müntefering verschaffte ihnen für kurze Zeit 2005 Aufmerksamkeit: Er bemängelte, manche Investoren seien rein auf Rendite aus, würden wie Heuschreckenschwärme über die Unternehmen herfallen und sie abgrasen. Wohl auch deshalb ist Diskretion in der Branche alles. Viele Geschäfte, die die Firmen abwickeln, werden erst gar nicht publik. Selbst wenn die Investoren bekannt geben, dass sie sich an einer Firma beteiligen, verschweigen sie meist die konkrete Summe, um die es geht.

Dabei ist die Branche für Deutschland durchaus relevant. 2014 haben Beteiligungsfirmen gut sieben  Milliarden Euro hierzulande investiert, zeigen Zahlen des Branchenverbands BVK. Viel floss in den Mittelstand: Fehlt in einem Familienbetrieb der Nachfolger, will die Firma wachsen oder die Bank keinen Kredit gewähren, sind die Investoren zur Stelle. Auch in Berlin.

In Berlin sind die Investoren bei Hertha BSC eingestiegen

So hat sich der Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) zuletzt an Hertha BSC beteiligt. KKR soll den klammen Hauptstadtklub mit 61,2 Millionen Euro gestützt haben. Der Vertrag zwischen KKR und Hertha läuft für sieben Jahre. Anschließend dürfte der Investor versuchen, seine Anteile mit Gewinn zu verkaufen.

Denn so funktioniert das Geschäft der Private-Equity-Firmen: Sie sammeln Geld bei institutionellen Anlegern wie Banken, Versicherungen oder Pensionskassen ein und stecken es in Firmen, denen sie eine gute Entwicklung zutrauen. Dass sie das nicht aus Gutmenschentum tun, ist klar: Sie wollen daran verdienen und müssen auch ihre Anleger mit Rendite bei Laune halten.

Viele der Firmen sitzen in Luxemburg oder auf der Kanalinsel Guernsey

Entsprechend wenig erpicht sind die meisten Investoren darauf, Steuern zu zahlen. Viele der Private-Equity-Firmen haben ihren Sitz daher in Luxemburg oder auf der britischen Kanalinsel Guernsey. Wie wichtig diese Standorte für die Branche sind, zeigt sich auch auf der „Super Return“ in Berlin. Beide Standorte haben große Stände aufgebaut. Guernsey etwa wirbt damit, in der Nähe, aber nicht Teil der EU zu sein.

James Coulter hat diesen Weg für seine Firma nicht gewählt. TPG Capital sitzt in San Francisco. Coulter sagt, seine Firma profitiere von der Nähe zum Silicon Valley. Denn waren es bislang vor allem große Ketten und Mittelständler, an denen sich die Investoren bevorzugt beteiligt haben, wandelt sich nun das Bild. Die Firmen pumpen immer größere Summen in die Gründerszene. Coulters Firma ist zum Beispiel bereits am Fahrdienst Uber und am Wohnungsportal Airbnb beteiligt. Damit will er den Nerv der nächsten Generation treffen.

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