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Wirtschaft: Auf die Konjunkturbelebung warten einige noch vergeblich

Industrie verbucht steigende Auftragseingänge, Handel und Bauwirtschaft dagegen darben / Deutlich bessere Perspektiven im Osten (tsp) Seit Anfang des Jahres veröffentlicht der Tagesspiegel in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt einmal monatlich eine Konjunkturkolumne.Abgestimmt mit der Wirtschaftszeitung, die Prognoseinstrumente für West- und Ostdeutschland entwickelt hat, werfen wir einen Blick auf die gesamtdeutsche Wirtschaftslage.

Industrie verbucht steigende Auftragseingänge, Handel und Bauwirtschaft dagegen darben / Deutlich bessere Perspektiven im Osten

(tsp) Seit Anfang des Jahres veröffentlicht der Tagesspiegel in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt einmal monatlich eine Konjunkturkolumne.Abgestimmt mit der Wirtschaftszeitung, die Prognoseinstrumente für West- und Ostdeutschland entwickelt hat, werfen wir einen Blick auf die gesamtdeutsche Wirtschaftslage.Der Konjunkturzug im Westen dampft unvermindert weiter.Der Handelsblatt-Frühindikator verharrte im Juli auf dem Vormonatsniveau von 1,9 Prozent, allerdings entwickelt sich die Wirtschaft gespalten: Im Verarbeitenden Gewerbe stieg die Nachfrage stark an, dagegen sanken die Erlöse bei Bau- und Einzelhandelsfirmen.Der Frühindikator zeigt frühzeitig konjunkturelle Wendepunkte an, in dem er auf fünf verschiedenen Einzelindikatoren, wie etwa Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe oder Einzelhandelsumsätze, basiert und sie gewichtet.Er eilt der gesamtwirtschaftlichen Produktionsentwicklung um ein Vierteljahr voraus und signalisiert so saisonbereinigte Trends des realen Bruttoinlandsproduktes. Besonders bei den Auftragseingängen des Verarbeitenden Gewerbes zeigt sich die konjunkturelle Belebung.Nach einer Stagnation im ersten Quartal kletterten die Bestellungen im April um 3,7 Prozent und gaben im Mai nur leicht nach; dabei kommen die Bestellungen mittlerweile nicht nur aus dem Ausland, sondern auch aus dem Inland.Von der wirtschaftliche Erholung profitieren nahezu alle Industriesparten, nur die Hersteller der Investitionsgüter koppeln sich etwas ab.Vermutlich zögern die Firmen mit Investitionen wegen der unklaren Steuerreform-Debatte. Das Klima in den Unternehmen hat sich weiter verbessert, wobei die Firmen vermehrt auf Inlandsaufträge setzen.Schwach steht dagegen der Einzelhandel da.Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamts schrumpften die gesamtdeutschen Erlöse im April real um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr.In den ersten vier Monaten 1997 hat diese Branche damit um zwei Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahreszeitraum.Ähnlich schwer haben es die Baufirmen im Westen.Im März ­ aktuelle saisonbereinigte Zahlen fehlen derzeit ­ schrumpfte die Nachfrage um fast 15 Prozent gegenüber dem Vormonat, wobei der Februar aber sehr gut abschnitt.Seit einem halben Jahr sind die Auftragseingänge eindeutig rückläufig, trotz niedriger Zinsen.Der Dreimonatszins Fibor ­ das ist der Durchschnittszins der Banken, zu dem sie bereit sind, den Unternehmen Geld zu leihen ­ fiel um 0,04 Prozentpunkte auf 3,17 Prozent. Im Osten gewinnt der Konjunkturzug stärker an Fahrt.Das Handelsblatt-Konjunkturbarometer kletterte im Juni um 0,3 Prozentpunkte auf 6,5 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit anderthalb Jahren.Das Konjunktur-Barometer Ost funktioniert ähnlich wie der Frühindikator, allerdings sind die Einzelindikatoren anders gestaltet und gewichtet.Ähnlich wie im Westen beschränkt sich die wirtschaftliche Erholung auf das Verarbeitende Gewerbe, dort lag die Nachfrage im April um 25 Prozent über dem Vorjahresmonat.Der Zuwachs verteilt sich über alle Zweige, wobei Investitionsgüter besonders gut abschnitten.Erstmals beurteilen die Firmen ihre aktuelle Lage wieder überwiegend positiv, in die Zukunft blicken sie sogar besonders optimistisch.Der positive Trend wird durch das Wachstum des ostdeutschen Bruttoinlandsproduktes ebenfalls gestützt; dessen gleitende Jahresrate legte im ersten Quartal um 0,9 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Zeitraum zu.Äußerst mau bewerteten dagegen die ostdeutschen Einzelhändler ihre aktuelle Lage im Mai, und noch düsterer schauen die Kaufleute laut Ifo-Institut in die Zukunft.Im ostdeutschen Baugewerbe hat sich der Abwärtstrend der vergangenen Monate verstärkt, die Nachfrage lag im April in allen Sparten unter dem Vorjahresmonat.Dabei schnitt der Tiefbau noch relativ gut ab (minus 3,6 Prozent), Wohnungs- und Wirtschaftsbau verloren mit einem Rückgang von 21 und 23 Prozent dramatisch.

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