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Noch Plätze frei.

© picture alliance / ZB

Wirtschaft: Auf die letzte Minute

Am 1. September startet in Berlin das neue Ausbildungsjahr. Noch fast 5000 Stellen sind frei. Wie man sie findet – und was bei der Bewerbung zählt

Die Zeit wird für Fielmann langsam knapp. In ein paar Wochen schon soll es losgehen für die neuen Azubis und in der Filiale der deutschen Augenoptikerkette in der Wilmersdorfer Straße sind zwei der drei Lehrstellen noch nicht vergeben. Immerhin hat der Leiter Michael Frahn noch einige Bewerbungen auf dem Tisch und einige Einladungen verschickt. In den nächsten Tagen stellen sich Interessenten vor.

Und nicht nur in der Filiale in der Wilmersdorfer gibt es noch freie Stellen. In ganz Berlin will Fielmann in diesem Jahr 25 bis 30 Azubis zu Augenoptikern ausbilden. Wie viele der Plätze noch frei sind, erfährt man in der Zentrale in Hamburg nicht. Man sei bei der Zahl flexibel, stelle nur ein, wenn sich geeignete Bewerber finden lassen. „Wir freuen uns aber auf jede Bewerbung, auch noch für das neue Ausbildungsjahr“, sagt der Firmensprecher aus Hamburg.

Wie die Augenoptikerkette suchen kurz vor dem klassischen Start des Ausbildungsjahres am 1. September noch viele Berliner Unternehmen Azubis. Fast 5 000 Stellen waren laut der Statistik der Agentur für Arbeit Ende Juli in der Hauptstadt noch nicht vergeben. Wer also heute ohne Ausbildungsplatz ist, hat durchaus noch gute Chancen.

DIE SUCHE

Den besten Überblick über freie Plätze bieten die Webseiten der Agentur für Arbeit sowie die Internet-Stellenbörsen der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer (HWK). Bei den Kammern und der Arbeitsagentur kann man sich auch persönlich beraten lassen, wenn nichts Passendes dabei ist.

„Ich empfehle jedem Schulabgänger, der noch keinen Ausbildungsplatz hat, Kontakt zu seinem Berater bei der Agentur für Arbeit zu suchen“, sagt Sprecher Erik Benkendorf. Gemeinsam könne man auch nach Alternativen suchen, wenn der Schüler für eine Ausbildung in seinem Traumberuf bisher nur Absagen geerntet hat. So sind die Chancen, noch Einzelhandelskaufmann, Verkäufer oder medizinischer Fachangestellter zu werden, eher gering. Denn dazu wollen sich besonders viele Jugendliche ausbilden lassen. Besonders gesucht sind dagegen noch Azubis im Hotel- und Gaststättengewerbe, sagt IHK-Sprecherin Laura Maroldt.

Auch wer sich für die handwerklichen Berufe Elektroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik, Gebäudereiniger, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk oder Frisör interessiert, hat auch jetzt noch gute Karten. „Die Chancen auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz im Handwerk sind in diesem Jahr so gut wie lange nicht mehr. Nicht nur in Berlin sondern auch in Brandenburg werden noch zahlreiche Ausbildungsplätze in den verschiedensten Berufen angeboten“, sagt die Bildungsberaterin Katharina Schumann von der Handwerkskammer.

In der HWK-Stellenbörse gibt es momentan noch knapp 300 freie Ausbildungsplätze. Dort kann man auch ein Gesuch mit Bewerberprofil einstellen.

DIE BEWERBUNG

Hat man einen interessanten, noch freien Ausbildungsplatz im Netz gefunden, ist ein kurzer Anruf beim Unternehmen sinnvoll, um sicherzustellen, dass die Stelle noch nicht vergeben ist, und dann zeitnah die Bewerbung abzuschicken, empfiehlt Katharina Schumann.

Wer sich um einen Ausbildungsplatz bewirbt, muss bei der Bewerbung anders vorgehen als jemand, der jahrelange Berufserfahrung hat. „Im Lebenslauf sollten deshalb Praktika nicht nur aufgelistet werden, sondern auch die dort verrichteten Tätigkeiten konkret beschrieben werden“, sagt Christina Panhoff. Sie ist Bewerbungscoach in Kreuzberg.

Das Anschreiben sollte länger als ein Dreizeiler sein und belegen, dass sich Bewerber mit dem Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle auseinandergesetzt haben. Warum möchten sie genau dort arbeiten? Warum in gerade diesem Beruf? Welche Qualifikationen bringen sie mit? Wie belegen sie das? Diese Fragen seien unbedingt zu beantworten.

Bewirbt man sich initiativ, ohne eine konkrete Stellenausschreibung auf einen Ausbildungsplatz, sollte auf diese Aspekte sogar noch mehr Wert gelegt werden, sagt Panhoff.

Auch bei der Deutschen Bahn (DB) legt man Wert auf ein gutes Anschreiben. Was er unter „gut“ versteht, erklärt Christof Beutgen, der im Bereich Mitarbeiterentwicklung tätig ist: „Das Anschreiben sollte in keinem Fall so wirken, als habe der Bewerber nur die Adresse des Unternehmens ausgetauscht. Wir möchten wissen, warum er oder sie ausgerechnet bei uns arbeiten möchte und merken, dass er für die Stelle ‚brennt’“, sagt er.

Ein paar Wochen vor dem Ausbildungsstart hat die Bahn von den 250 Ausbildungsplätzen in Berlin und Brandenburg jedoch nur noch vereinzelt freie Stellen zu bieten. „Als Gebäudereiniger, Fachinformatiker Systemintegration und Elektroniker für Betriebstechnik kann man kurzfristig mit einer Bewerbung durchaus noch Glück haben“, sagt DB-Personalexperte Beutgen.

Neben dem Schul- und dem Praktikumszeugnis interessiert bei der Deutschen Bahn das soziale Engagement und die erfolgreiche Teilnahme an Schulwettbewerben. Solche Aspekte sollten Jugendliche also unbedingt in der Bewerbung aufführen.

Wer Augenoptiker bei Fielmann werden will, muss gute Noten in Mathematik und in den naturwissenschaftlichen Fächern haben. „Das erleichtert den Unterricht in der Berufsschule“, sagt Filialleiter Frahn. Geeignete Bewerber absolvieren zuerst einen Test in der Firmenzentrale in Hamburg. Im zweiten Schritt lädt Frahn sie zum Bewerbungsgespräch und zum Probearbeiten ein. In der Werkstatt der Filiale feilen sie Dreiecke und Quadrate aus einem Kunststoff mit dem diejenigen, die dann eingestellt werden, später auch im Berufsalltag umgehen.

http://jobboerse.arbeitsagentur.de;

http://ihk.dasburo.de/abv/abv.php? modul=boerse

www.hwk-berlin.de/bildung/ausbildung

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