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Wirtschaft: Auf Fortüne wartet Adtranz schon lange

BERLIN (asi).Der Start des Berliner Schienenfahrzeugbauers Adtranz hätte nicht optimistischer sein können.

BERLIN (asi).Der Start des Berliner Schienenfahrzeugbauers Adtranz hätte nicht optimistischer sein können.Knapp sechs Mrd.DM Jahresumsatz, 23 000 Mitarbeiter: Gerade mal vier Wochen nach der Fusion der Bahnbereiche der Daimler-Benz AG und der Asea Brown Boveri (ABB) zur ABB Daimler-Benz Transportation (Adtranz) verkündete dessen Vorstand Kaare Vagner Anfang Februar 1996, daß der neue "weltgrößte" Zughersteller das erste Geschäftsjahr mit einem positiven Ergebnis abschließen wird.Es könne keine Rede davon sein, daß die 9000 in Deutschland beschäftigten Mitarbeiter von Entlassung bedroht wären.Ganz im Gegenteil: Im April des gleichen Jahres wurde in Berlin-Pankow Richtfest für eine der modernsten Montagefabriken für U-Bahnen gefeiert."Wir werden profitabel sein", lautete Vagners Nachricht.In der internationalen Spitzenliga der Hersteller von Schienenfahrzeugen aller Art fühlten sich die Berliner stark.

Leider blieben danach die Erfolgsmeldungen bei Adtranz in der Minderzahl.Schon zehn Monate später, im Oktober 1996, mußte man feststellen, daß die Zusammenführung der Unternehmensteile in Deutschland teurer und schwieriger ist, als man geblaubt hatte.Verlustzahlen und angekündigte Entlassungen zerstörten den so hoffnungsvollen Start.Grund für die aufkommende kritische Stimmung: Die Restrukturierung der insgesamt neun deutschen Werke und die Koordinierung der Aktivitäten auch international ging praktisch viel langsamer voran, als gehofft.Auch stellten sich einige der vor der Fusion unterschriebenen Lieferverträge als Verlustbringer heraus, war das Preisniveau um fast 40 Prozent gesunken.Schon jagten einander Meldungen, Adtranz müsse in Europa 5000 Stellen abbauen, Betriebsräte bereiteten sich auf Protestbekundungen vor.Gleichzeitig schimpften die Kunden über "Schlamperei" und warteten mit Schadensersatzforderungen auf.Adtranz drohte, neue Kunden und seinen guten Namen zu verlieren, weil in mehreren Städten Straßenbahnen stehen blieben und Züge aus Fertigungsgründen nur im Bummeltempo von A nach B fahren konnten.Seit dann auch noch im Oktober 1998 Kaare Vagner, der von ABB kommend jahrelang dem Adtranz-Vorstand vorgesessen hat, "im gegenseitigen Einvernehmen" ausschied und sein Stellvertreter Rolf Eckrodt (einst Daimler-Manager) die Führung übernahm, ruhen die Gerüchte um den ABB-Ausstieg kaum noch.Vollzogen wird er nun gleichzeitig mit dem Verkauf des Werkes in Pankow.

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