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Wirtschaft: Aufbau Ost fehlt langfristiges Konzept

HANNOVER (ADN).Eine Gesamtstrategie für die Region der neuen Bundesländer hat der Sonderbeauftragte der Treuhand-Nachfolgerin BVS, Klaus von Dohnanyi, zum wiederholten Male angemahnt.

HANNOVER (ADN).Eine Gesamtstrategie für die Region der neuen Bundesländer hat der Sonderbeauftragte der Treuhand-Nachfolgerin BVS, Klaus von Dohnanyi, zum wiederholten Male angemahnt.Es fehle der deutschen Gesellschaft noch immer ein "geschlossenes, ehrliches, langfristiges Aufbaukonzept Ost", sagte von Dohnanyi am Donnerstag abend in Hannover während der diesjährigen Industriemesse.Gebraucht werde auch ein klares Zahlenwerk, das Jahr für Jahr überprüfbar ist.

Das Konzept sei weniger eine Frage des Geldes, sondern des Durchdenkens, wie die begrenzten Mittel in der ostdeutschen Wirtschaft und Infrastruktur "optimal und kreativ" eingesetzt werden, sagte von Dohnanyi.Kernfrage müsse sein, wie der industrielle Besatz erhöht und den Herstellern aus den neuen Ländern mehr Markt gesichert werden kann.Wo Arbeitsplätze und persönlicher Erfolg da seien, spiele auch die vielzitierte Mauer in den Köpfen eine geringe Rolle.

Von Dohnanyi hat selbst in verantwortlichen Positionen am strukturellen Wandel in den neuen Länder teilgenommen.Von 1990 bis 1994 war er Aufsichtsratsvorsitzender der Takraf Schwermaschinenbau AG in Leizig .Seit 1993 ist er Sonderbeauftragter der Treuhand sowie der Bundesanstalt für Vereinigungsbedingtes Sondervermögen (BVS) für die neuen Länder.Der der SPD angehörende Manager und Politiker ist seit 1995 im Club of Rome.Von Dohnanyi sprach in Hannover auf einem Forum der NordLB zum Thema "Zehn Jahre Wiedervereinigung - eine Zwischenbilanz".

Ostdeutschland sei trotz beachtlicher Fortschritte und Transfers noch weit von einem selbstragenden Aufschwung entfernt, betonte er dabei.Noch bestehe die "Teilungslücke" fort, der Rückstand in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung infolge der vierzig Jahre herrschenden Planwirtschaft.Der Industriebesatz Ostdeutschlands liege - selbst in dem wirtschaftsstarken Bundesland Sachsen - unter dem Niveau ländlicher Regionen im Westen.

Von Dohnanyi bedauerte, daß in den knapp zehn Jahren nach der Vereinigung der beiden Teile Deutschlands der Aufbau Ost "weder von einem langfristigen Konzept noch von einer flankierenden Politik" der Bundersregierungen getragen wurde.Zur Tarifpolitik sagte von Dohnanyi mit Blick auf Gesamtdeutschland, wer den Flächentarif erhalten wolle, müsse ihn mehr in die Betriebe verlagern, um deren unterschiedlicher Situation Rechnung zu tragen.

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