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Wirtschaft: Aufklärer der VW-Affäre brauchen mehr Zeit

Große Datenmengen bremsen Prüfer von KPMG

Berlin Die Aufklärung der Korruptions- und Betrugsaffäre beim Autobauer Volkswagen gestaltet sich offenbar schwieriger als vermutet. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sah sich am Montag nicht in der Lage, dem Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates wie geplant einen Zwischenbericht zu den Machenschaften vorzulegen. VW erklärte, wegen der „schwierigen Datenlage“ sei dies den Experten noch nicht möglich gewesen.

Derweil machte der Konzern den Weg für Ermittlungen der Justiz wegen möglichen Spesenbetrugs von Betriebsräten frei. Der Prüfausschuss stimmte einem entsprechenden Vorschlag von Konzernchef Bernd Pischetsrieder zu, Strafantrag zu stellen. Nach dem Betriebsverfassungsgesetz ist ein solcher Antrag vom Unternehmen, Betriebsrat oder der Gewerkschaft nötig, damit die Justiz untersuchen kann, ob die Betriebsräte unzulässig begünstigt wurden.

Bei der VW-Affäre geht es zum einen darum, dass Arbeitnehmervertreter mit teuren Reisen und hohen Spesenrechungen auf Unternehmenslinie gebracht worden sein sollen. Zum anderen sollen Manager mit Tarnfirmen Geschäfte zu Lasten des Konzerns getätigt und sich dabei bereichert haben. Im Zuge der Affäre sind Personalvorstand Peter Hartz und Betriebsratschef Klaus Volkert zurückgetreten. Wichtige Figuren sind zudem der Ex-Personalchef der VW-Tochter Skoda, Helmuth Schuster, sowie Klaus-Joachim Gebauer, der in der VW-Personalabteilung für die Beziehungen mit dem Betriebsrat zuständig war.

Die KPMG-Prüfer sprachen von „einer komplexen, internationalen Firmen- und Gesellschafterstruktur“, die die Aufklärung erschwere. Die Experten müssten große Mengen an Unterlagen und Datenträgern auswerten, darunter allein 30 Umzugskisten mit Material aus Tschechien. Außerdem seien „umfangreiche Befragungen im In- und Ausland“ nötig. Einen Bericht soll es erst zur nächsten VW-Aufsichtsratssitzung im September geben. Dem Prüfungsausschuss gehören der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch, dessen Vorgänger Klaus Liesen und der neue Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh an. Der erklärte, die Frage der Begünstigung der Betriebsräte müsse „schnell und abschließend“ beantwortet werden.

Neben den Prüfern der KPMG, die VW eingeschaltet hatte, ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen Schuster und Gebauer wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue. Dabei setzt die Behörde auf ihre eigenen Untersuchungen. „Wir machen unsere eigenen Ermittlungen“, sagte Behördensprecher Klaus Ziehe am Montag. Die Staatsanwaltschaft werde die Berichte der KPMG nutzen. „Das ist aber nur eine Informationsquelle von mehreren.“ brö/dpa

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