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Wirtschaft: Aufräumarbeiten und neues Selbstbewußtsein bei Alstom

BERLIN .Beim Blick in die Auftragsbücher schöpft Wilfried Schroeder, Geschäftsführer der Cegelec AEG AAS GmbH, neue Hoffnung.

BERLIN .Beim Blick in die Auftragsbücher schöpft Wilfried Schroeder, Geschäftsführer der Cegelec AEG AAS GmbH, neue Hoffnung.Für die deutsche Bahn AG baut der Spezialist für elektrotechnische Ausrüstungen derzeit den Prototyp eines sogenannten Frequenzumformers, mit dem die Bahn ihre Stromversorgung modernisieren will.Der Auftrag ist der ganze Stolz der 984 Mitarbeiter zählenden Cegelec-Mannschaft.Bekommt das Unternehmen auch den Zuschlag für die Serienfertigung, ist ein Auftragsvolumen von 90 Mill.DM gesichert.Das hat Cegelec auch bitter nötig.Denn: "Normalerweise wären wir längst pleite", gibt Wilfried Schroeder zu.Das Überleben sei nur der Tatsache zu verdanken, daß die Cegelec-Mutter, die den ehemaligen AEG-Geschäftsbereich 1995 übernahm, die Verluste getragen habe.Cegelec, vormals eine Tochter des Alcatel-Alsthom-Konzerns, heute unter dem Dach des britisch-französischen Konsortiums Alstom, erwirtschaftet 16 Prozent seines Deutschland-Umsatzes in Berlin.Mit Verlusten "im zweistelligen Prozentbereich", wie es im Unternehmen heißt.Das Minusgeschäft provozierte umfangreichere Restrukturierungsmaßnahmen, die sich vor allem beim Abbau der Beschäftigung bemerkbar machten.Im Frühjahr verkündete der damalige Alcatel-Alsthom-Konzern eine Hiobsbotschaft fürden Standort Berlin: Noch 1998 sollten insgesamt 500 Arbeitsplätze abgebaut werden, allein bei Cegelec in Marienfelde 265.

"Zur Zeit laufen die ersten Kündigungsverfahren für 83 Mitarbeiter", berichtet Betriebsratsvorsitzende Petra Radern.Immerhin konnte in Verhandlungen mit der Geschäftsführung die Zahl der abzubauenden Stellen auf rund 200 gesenkt werden, nicht zuletzt wegen der guten Auftragslage."Die Situation ist aber immer noch dramatisch; viele, die jetzt gehen müssen, sind langjährige Beschäftigte", weiß Frau Radern.Und: Immer mehr junge Kollegen verlassen freiwillig das Unternehmen, weil sie keine Zukunft mehr sehen.Raderns Vorwürfe richten sich weniger an die Berliner Geschäftsführung, die "sehr engagiert" sei, sondern an die Alstom-Spitze.Völlig unklar sei, wie der Konzern nach dem Börsengang im Juni international strukturiert werde."Die Berliner Geschäftsleitung wird ihren Einfluß verlieren", befürchtet die Betriebsrätin.

Wilfried Schroeder, seit Jahresanfang Geschäftsführer in Marienfelde, ist überzeugt, daß dies nicht so sein wird."Im Konzernverbund ist bekannt, daß wir in Berlin eine gute Fertigung haben".So habe man unlängst einen Teilauftrag der englischen Cegelec-Gesellschaft erhalten, an die eigentlich ein Großteil der Berliner Fertigung sogenannter Stromumrichter abgegeben werden soll."Das macht den Kollegen Mut".An der in diesem Bereich geplanten "Personalanpassung" in der Größenordnung von bis zu 90 Arbeitsplätzen ändert dies freilich nichts."Wir müssen andere Fähigkeiten ansiedeln", erklärt Schroeder.Vertriebs- und Projektleitung müssen professioneller werden.Neues Selbstbewußtsein erhoffen sich die Marienfelder, wenn im Herbst die Aufräumarbeiten im Alstom-Konzern abgeschlossen sind.Auch Wilfried Schroeder räumt ein: "Mancher Cegelec-Beschäftigte weiß ja gar nicht, zu wem er eigentlich gehört".

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