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Wirtschaft: Aufs Parkett gestolpert

Wohnungskonzern LEG schafft mit Mühe einen der größten Börsengänge der vergangenen Jahre.

Frankfurt am Main - Die hohen Erwartungen an den zweitgrößten deutschen Börsengang seit fünf Jahren haben sich nicht erfüllt. Die Aktien des Düsseldorfer Wohnungskonzerns LEG Immobilien schlossen am Freitag nach einem freundlichen Auftakt unterhalb des Emissionspreises bei 43,84 Euro. Mit einem Emissionserlös von 1,34 Milliarden Euro war LEG der bislang weltgrößte IPO (Initial Public Offering) in diesem Jahr.

Obwohl die Aktie nach einem ersten Kurs von 44,50 Euro fiel und sich im Tagesverlauf knapp unter der Marke von 44 Euro einpendelte, werteten Händler und Marktexperten den Börsengang dennoch als Erfolg. „Das ist ein guter Start ins neue Jahr“, sagte Martin Steinbach, Leiter der Sparte für Börsengänge bei der Prüfungsgesellschaft Ernst & Young. Steinbach hält weitere zehn bis 15 Börsengänge in Deutschland in diesem Jahr für möglich. Damit würde die seit Jahren anhaltende Flaute allmählich beendet.

Der Börsengang von LEG habe Signalwirkung für andere Börsenkandidaten, glaubt Steinbach. Ab März rechnet nicht nur er mit weiteren IPOs. Ähnlich sieht es Alexander Höptner, bei der Deutschen Börse für Neuemissionen verantwortlich. Nach dem Versicherer Talanx und der spanischen Telefónica ist die Emission von LEG der dritte große Börsengang in Deutschland seit Oktober vergangenen Jahres und hinter Telefónica (Emissionserlös: 1,45 Milliarden Euro) der zweitgrößte IPO der letzten fünf Jahre.

LEG ist eines der größten deutschen Immobilienunternehmen und besitzt in Nordrhein-Westfalen 91 000 Wohnungen mit mehr als 250 000 Mietern. Der Umsatz liegt bei rund einer halben Milliarde Euro. 2012 machte LEG nach Angaben von Analysten der Deutschen Bank einen Gewinn von 121 Millionen Euro.

Trotz des holprigen Starts hat LEG Immobilien mit einer Marktkapitalisierung von gut 2,3 Milliarden Euro nun Deutsche Wohnen als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen der Branche in Deutschland knapp überholt. Der Einzug der LEG in den Nebenwerteindex M-Dax ist nur noch eine Frage der Zeit.

Vorstandschef Thomas Hegel und sein Finanzvorstand Eckhard Schultz hörten am Freitag auf dem Parkett gar nicht mehr auf, die große Glocke zu läuten. „Wir waren zwei Wochen bei den Investoren unterwegs. Jetzt wissen wir, dass der Laden auch ohne uns läuft“, scherzte Hegel. „Das große Interesse der Investoren bestätigt uns in unserer Strategie des profitablen und nachhaltigen Wachstums.“

Der bei der Platzierung von rund 30,5 Millionen Aktien erzielte Erlös geht allerdings ausschließlich an die Finanzinvestoren Whitehall (ein Ableger von Goldman Sachs) und Perry Capital, die 57,5 Prozent ihrer LEG-Anteile abgeben. Sie hatten das Unternehmen 2008 vom Land NRW für 800 Millionen Euro gekauft und Schulden in Höhe von 2,6 Milliarden Euro übernommen. Die jetzt abgegebenen Aktien gingen fast ausschließlich an institutionelle Investoren wie Fonds und Versicherungen. Nur 0,6 Prozent wurden von Privatanlegern gekauft.

Als heißester Börsenkandidat für das erste Halbjahr gilt die Siemens-Sparte Osram mit einem Emissionsvolumen von bis zu zwei Milliarden Euro. Daneben erwarten Experten, dass die Immobiliengesellschaft Deutsche Annington, der Gabelstapler-Hersteller Kion, der Wissenschaftsverlag Springer Science und Media sowie möglicherweise der Energiedienstleister Ista 2013 den Sprung auf das Börsenparkett wagen. Nach Ansicht von Ernst & Young-Experte Steinbach könnten auch Firmen, die bereits 2012 an die Börse kommen wollten, aber kurzfristig einen Rückzieher gemacht hatten, ihre Pläne wieder aus der Schublade ziehen. Dazu zählen der Chemiekonzern Evonik und der Autozulieferer KSPG, eine Tochter von Rheinmetall. mit rtr

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