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Wirtschaft: Aufschwung in Neukölln

BERLIN .Mehr als 15 Prozent der Bevölkerung lebt von Sozialhilfe, die Arbeitslosenquote liegt über 20 Prozent.

BERLIN .Mehr als 15 Prozent der Bevölkerung lebt von Sozialhilfe, die Arbeitslosenquote liegt über 20 Prozent."Endstation Neukölln" überschrieb der "Spiegel" im vergangenen Herbst einen Text über den Problembezirk.Das soll sich ändern.Mit einem "Aktionsplan" unter dem Titel "Lokales Bündnis für Standortsicherung und Beschäftigung" will der "Verein Wirtschaft und Arbeit in Neukölln" den Bezirk nach vorne bringen und dazu rund fünf Mill.DM öffentlicher Mittel einsetzen.Auch die EU-Kommission ist dabei.Im Rahmen des Gemeinschaftsprogramms für "territoriale Beschäftigungspakte" hat Brüssel der Neuköllner Initiative knapp 400 000 DM zur Verfügung gestellt.Damit ist der Bezirk einer von acht deutschen von der EU geförderten Beschäftigungsprojekten; in der Union insgesamt sind es gegenwärtig 89.

Die in Neukölln von der landeseigenen Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung (gsub) mbH koordinierten Aktionen beginnen in diesen Tagen.Insgesamt sind sechs Schwerpunkte identifiziert: Eingliederung von Sozialhilfeempfängern und Langzeitarbeitlosen, Gründerförderung, Lehrstellenakquisition, Modernisierung von kleinen und mittleren Unternehmen, Ökoaudit für Firmen und schließlich Imagearbeit für den bevölkerungsreichsten Berliner Bezirk.Für die sogenannten Problemgruppen des Arbeitsmarktes könnten nach Einschätzung der "Paktverantwortlichen" 75 bis 100 Beschäftigungsverhältnisse geschaffen werden.Dazu wird eng mit den Wohnungsgesellschaften kooperiert, um das Wohnumfeld aufzuwerten.Bereits konzipiert ist etwa eine ABM für Jugendliche, die zur Graffitibeseitigung eingesetzt werden.Ferner wird eine "Sozialberatungsstelle" aufgebaut, in der etwa Hausaufgabenhilfen angeboten und Bewerbungsschreiben verfaßt werden.Eine Fahrradwerkstatt und soziale Betreuungsangebote sind angedacht.Schließlich gibt es Geld für einstellende Betriebe: Wer einen Sozialhilfempfänger beschäftigt, kann im Rahmen des Senatsprogramms "Stelle statt Stütze" 25 000 DM erhalten.Bei der Einstellung von Arbeitslosen sind 26 000 DM pro Jahr möglich.

Rund 50 Existenzgründer mit insgesamt 100 Arbeitsplätzen versprechen sich die Neuköllner von der Initiative "Neue GründerZEIT".Neben der Beratung und Qualifizierung von Jungunternehmen gehört ein "Start-Risikokapital" zwischen 5000 und 50 000 DM zu den Instrumenten der bezirklichen Gründerförderung.Dieser revolvierende Venture-Kapitalfonds soll sich aus privaten (Sponsoren) und öffentlichen Mitteln speisen.Bis zu 244 zusätzliche Ausbildungsplätze sollen Akquisitionen bei den Betrieben sowie die Organisation von Ausbildungsvebünden bringen.

Für Personen, die nach der Ausbildung arbeitslos werden, gibt es künftig ein "berufspraktisches Halbjahr" inklusive Eingliederungsmaßnahmen.Finanziert werden die sechs Monate über Arbeitslosengeld und die Berufsbildungsbeihilfe der Senatsverwaltung für Arbeit.Den Strukturwandel in Kleinbetrieben wollen die Neuköllner durch die Verknüpfung von Wirtschafts- und Arbeitsmarktförderungen in Schwung bringen und dabei eine professionelle Unternehmensberatung einbeziehen.Drei "Modellfirmen" sollen umstrukturiert werden und dann auf den ganzen Bezirk ausstrahlen.Ferner sollen 75 an- und ungelernte Industriearbeiter qua Beratung und Qualifizierung "in neue Betriebe und auf neue Arbeitsplätze" transferiert werden.

Immerhin 35 Sponsoren hat der Verein für "Wirtschaft und Arbeit in Neukölln" für den Programmpunkt "Imagebildung" rekrutiert.Im Mittelpunkt stehen dabei die Neuköllner Wirtschaftstage im März 1999.Dort will sich der Bezirk als der "potenteste Wirtschaftsstandort Berlins" präsentieren.

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