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Aufschwung: Mit bester Stimmung ins nächste Jahr

Die Hälfte aller Branchen will 2011 Personal einstellen. Insgesamt könnte es im kommenden Jahr rund 300.000 neue Stellen geben.

Berlin – Der Aufschwung in Deutschland wird 2011 vor allem in der Industrie für mehr Beschäftigung und Investitionen sorgen. Aber auch andere wichtige Branchen wie die Elektrotechnik, der Einzelhandel und das Handwerk planen, im kommenden Jahr Personal einzustellen. Das ist das Ergebnis einer Verbändeumfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). „Die meisten Branchen blicken aus gutem Grund zuversichtlich nach vorn“, sagte IW-Direktor Michael Hüther am Mittwoch. Die Stimmung sei „positiv wie lange nicht“.

Fast die Hälfte der befragten Verbände plant, im kommenden Jahr neue Leute einzustellen. Nur acht der 46 Branchen halten die Geschäftsentwicklung für so schlecht, dass sie sogar Arbeitsplätze abbauen wollen – darunter neben den Banken und den mittelständischen Baufirmen die forschenden Pharmahersteller. Die Unternehmen, zu denen die in Berlin stark vertretene Bayer AG gehört, begründeten dies mit den Folgen der Gesundheitsreform. Angaben zum Umfang möglicher Stellenstreichungen gab es nicht.

Zugleich berichteten 41 der 46 Verbände, die Stimmung ihrer Mitgliedsunternehmen sei besser als noch vor einem Jahr. 35 von ihnen rechnen zudem mit besseren Produktions- und Umsatzzahlen als 2010. „Damit ist die Basis für eine stärkere Investitionstätigkeit gelegt, die sich ebenfalls in steigenden Beschäftigtenzahlen niederschlagen sollte“, sagte Hüther. Die meisten Industriezweige erwarten allerdings ein etwas moderateres Wachstum als noch 2010. Schuld sei die vermutlich schwächere Dynamik der Weltwirtschaft, heißt es etwa bei der Elektronikindustrie.

Der Maschinenbau, einer der wichtigsten Arbeitgeber im Mittelstand, spricht von einem „deutlichen Tempoverlust“. Trotz der Zuwächse werde man vom 2008er Rekordniveau im kommenden Jahr noch 14 Prozent entfernt sein. Dagegen prognostizieren die Autofirmen, die schon 2010 ein starkes Jahr hatten, für 2011 erneut einen Rekord. Zwar werde es beim Export „gemächlicher“ zugehen als zuletzt, dafür aber werde sich der Inlandsmarkt „deutlich stabilisieren“.

Auffällig ist die Zuversicht der Unternehmen, die ihr Geld überwiegend im Inland verdienen. „Die Verbraucher gehen wieder lockerer mit ihrem Geld um. In ihren Köpfen gibt es längst keine Krise mehr“, begründete der jahrelang unzufriedene Einzelhandelsverband HDE seinen Optimismus. Die Handwerker sind so guter Dinge wie seit 1994 nicht mehr. Sie freuen sich über den erwarteten Anstieg der Stellenzahl in der Wirtschaft insgesamt um gut 300 000 – dies werde der Nachfrage guttun.

Die Einschätzung der Verbände liegt auf einer Linie mit den meisten Wirtschaftsprognosen. Seit zehn Monaten bessert sich die Stimmung der Unternehmen stetig, wie der Ifo-Geschäftsklima-Index und andere Konjunkturindikatoren zeigen. Die Wachstumsprognosen der Wirtschaftsforscher werden zudem immer positiver. Hatten vor einigen Wochen die meisten im Jahr 2011 Deutschland allenfalls zwei Prozent zugetraut, sehen mehrere Experten nun eine Drei vor dem Komma. „Der Aufschwung ist stärker als erwartet und wird länger anhalten, als man bisher vermutet hat“, nimmt etwa Carsten Klude an, der Chefökonom bei M. M. Warburg. 3,1 Prozent Wachstum hält er für möglich, begünstigt durch gut gefüllte Auftragsbücher, sprudelnde Unternehmensgewinne, niedrige Zinsen und eine gelockerte Kreditvergabe der Banken. Carsten Brönstrup

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