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Wirtschaft: Aufsichtsrat streitet über Ron Sommer

Berlin (alf/asi/uwe). Über den Telekom-Chef Ron Sommer wird voraussichtlich in der kommenden Woche entschieden.

Berlin (alf/asi/uwe). Über den Telekom-Chef Ron Sommer wird voraussichtlich in der kommenden Woche entschieden. Am kommenden Dienstag trifft sich der Aufsichtsrat am Dienstag zu einer außerordentlichen Sitzung, um über die Abberufung Sommers und gegebenenfalls einen Nachfolger zu entscheiden, teilte der Konzern mit. Sommer ist nach Angaben aus Telekom-Kreisen nicht zum Rücktritt bereit. Aus Kreisen des Aufsichtsrats hieß es dagegen, die Stimmung sei gegen Sommer bereits vor einigen Wochen umgeschlagen. Es gehe nur noch darum, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Eine Präsidiumssitzung des Aufsichtsrates war am Dienstagabend ohne Ergebnis geblieben.

Aus politischen Kreisen hieß es am Mittwoch, in der fast zehnstündigen Sitzung habe es „tierisch gekracht". Die Arbeitnehmervertreter hätten die von Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus geforderte Ablösung Sommers verweigert, auch weil Winkhaus keine überzeugende Alternative habe anbieten können. Winkhaus sei „dilettantisch" vorgegangen, zitiert die Nachrichtenagentur AP aus den Kreisen. Winkhaus, früher Chef des Chemiekonzerns Henkel, steht seit Mai 2000 an der Spitze des Telekom-Aufsichtsrats. Am Mittwoch tauchte der gesamte Telekom-Aufsichtsrat ab, nicht ein Mitglied des 20-köpfigen Gremiums war zu einer offenen Stellungnahme bereit.

Bei der Telekom hieß es, Sommer sei der Auffassung, dass in den vergangenen Monaten keine neuen Entwicklungen eingetreten seien, die einen Rücktritt nahe legten. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, wurde der seit Mai 1995 amtierende Chef der Telekom zitiert. Der Kurs der T-Aktie gab daraufhin nach, zog bis zum späten Nachmittag aber wieder um 3,50 Prozent auf 11,72 Euro an.

Die Bundesregierung wies unterdessen eine Einflussnahme auf die Personalentscheidungen bei der Telekom zurück. Es sei „definitiv auszuschließen“, dass es Kontakte des Bundeskanzleramtes in dieser Sache gegeben habe, sagte Regierungssprecherin Charima Reinhardt. Sie verwies auf die Verantwortung des Telekom-Aufsichtsrates. Auch ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums wies Kontakte seines Hauses mit dem Management der Telekom zurück. Zu der möglichen außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am kommenden Dienstag sagte der Sprecher, seinem Ministerium liege noch keine Einladung vor.

Aus Aufsichtsratskreisen hieß es, Sommer sei ein hervorragender Verkäufer, an der Spitze der Telekom sei jetzt aber ein harter Sanierer gefragt. Sozusagen ein Typ wie Kajo Neukirchen, der jetzige Chef der mg technologies; das Unternehmen hieß früher Metallgesellschaft und war von Neukirchen grundlegend umgebaut worden. In Branchenkreisen hieß es am Mittwoch, es sei noch immer kein Nachfolger gefunden. Der neue Telekom-Chef müsse nicht unbedingt aus der Branche kommen, hieß es. Wichtiger sei, dass er Erfahrung mit Unternehmenssanierungen habe, den Konzern neu strukturieren könne und überdies über Kapitalmarkterfahrung verfüge. Genannt werden Jürgen Dormann, der Hoechst mit Rhône Poulenc zu Aventis verschmolz, und dabei alles Überflüssige verkaufte. Außerdem Gerhard Cromme, der Thyssen und Krupp fusionierte, und der Niederländer Ad Scheepbouwer. Scheepbouwer ist Chef des niederländischen Telekom-Unternehmens KPN. Spekulationen, wonach der Chef von Daimler-Chrysler Services, Klaus Mangold, als Sommer-Nachfolger im Gespräch sei, wurden zurückgewiesen. „Da ist absolut nichts dran“, hieß es in dem Unternehmen. Auch aus Kreisen der anderen Genannten kamen mehr oder weniger deutliche Dementis.

Ron Sommer steht insbesondere wegen der hohen Verschuldung und des niedrigen Aktienkurses in der Kritik. Die Regierung hatte es zuletzt vermieden, ihm den Rücken zu stärken. Die Bundesregierung kontrolliert 43 Prozent des Telekom-Kapitals und ist damit größter Aktionär.

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