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Aufsichtsratssitzung: Personalvorstand Hartz verlässt VW

Das Präsidium des VW-Aufsichtsrates hat empfohlen, das Rücktrittsangebot von Personalvorstand Peter Hartz anzunehmen. Mit Hartz' Abgang endet eine Ära bei VW.

Wolfsburg (13.07.2005, 15:36 Uhr) - Der Abschied von VW-Personalvorstand Peter Hartz im Zuge der Korruptionsaffäre ist beschlossene Sache. Das vierköpfige Präsidium des VW-Aufsichtsrates empfahl am Mittwoch einstimmig, das Rücktrittsangebot von Hartz anzunehmen. Eine Millionen-Abfindung soll es nicht geben, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), Mitglied des Präsidiums, in Wolfsburg. Hartz hatte im Sog der Affäre die Verantwortung für Unregelmäßigkeiten einzelner Mitarbeiter übernommen. Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Konkrete Vorschläge dafür seien im Präsidium nicht diskutiert worden, teilte VW im Anschluss mit.

Wulff sagte, er halte es für sicher, dass der Aufsichtsrat die Empfehlung des Präsidiums annimmt. Bis ein Nachfolger von Hartz gefunden sei, werde VW-Chef Bernd Pischetsrieder das Amt des Personalvorstands übernehmen. Vor dem Hintergrund der Korruptionsaffäre war bereits Betriebsratschef Klaus Volkert zurückgetreten.

Wie die dpa aus dem Umfeld des Konzerns erfuhr, wird Hartz möglicherweise für sich den Weg der Rente wählen. Wann genau der 63-Jährige den Autobauer verlässt, ist noch unklar. «Herr Hartz hat einen Arbeitsvertrag, der Regeln auch für sein Ausscheiden hat», sagte IG Metall-Chef Jürgen Peters nach der Sitzung. Es werde eine «ordnungsgemäße Abwicklung» geben.

Zur Frage der Hartz-Nachfolge sagte Peters, das Präsidium werde sich bemühen, einen Vorschlag für einen Nachfolger zu unterbreiten, der Erfahrungen im Konzernvorstand mitbringe und in der Belegschaft ankomme. «Solche Menschen sind nicht groß gesät, aber gehen Sie davon aus, dass wir einige kennen.» Es werde jetzt zunächst Gespräche im kleinen Kreis geben - unter anderem zwischen ihm und Wulff.

Als mögliche Kandidaten für die Nachfolge wurden bisher Audi-Personalvorstand Horst Neumann, der Vorstandssprecher der Wolfsburg AG, Klaus Dierkes, und der VW-Verhandlungsführer in der jüngsten Tarifrunde, Josef-Fidelis Senn genannt. Es gibt aber Forderungen, dass der Nachfolger von außerhalb des Konzerns kommen soll. Auch Peters hatte eine solche Lösung zuletzt nicht mehr ausgeschlossen.

Die Rolle von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der in der Korruptionsaffäre zuletzt ebenfalls unter Druck geraten war, habe in der Sitzung des Präsidiums keine Rolle gespielt, sagten Wulff und Peters übereinstimmend. Auch über das Sparprogramm von VW-Markenchef Wolfgang Bernhard sei nicht gesprochen worden.

Der neue Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh, der wie Pischetsrieder ebenfalls an der Sitzung teilnahm, wandte sich erneut gegen pauschale Verdächtigungen des Betriebsrats: «Bisher sind alles nur unbewiesene Vorwürfe. Wir werden eine ganz saubere Aufklärung machen.» Osterloh nimmt im Aufsichtsratspräsidium die Stelle von Volkert ein, der dieses Mandat niedergelegt hatte.

In einem Interview für die Betriebsrats-Zeitschrift «BR-Kontakt» räumte Osterloh erstmals ein, dass es bis 2003 bei VW Reisen für Betriebsrats-Mitglieder und Ehefrauen gab. «Sie waren als Pendant zu den regelmäßigen Treffen der rund 200 Topmanager unter Einbeziehung der Partner gedacht.» Osterloh erklärte, dass er mit seiner Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats dafür gesorgt habe, dass diese Praxis beendet wurde, weil sie «nicht mehr zeitgemäß» gewesen sei. Von einem Pauschal-Etat, über den der Betriebsrat verfügt haben soll, habe er nichts gewusst.

Mit dem Abgang von Hartz endet eine Ära bei VW. Das IG Metall-Mitglied war seit 1993 Personalvorstand. Hartz galt als Vater wichtiger tarifpolitischer Vereinbarungen wie etwa der Einführung der Vier-Tage-Woche, mit der Massenentlassungen vermieden wurden. Hartz war auch Mitverfasser der umstrittenen Arbeitsmarktreformen der rot-grünen Bundesregierung.

Hauptfiguren der VW-Korruptionsaffäre sind Ex-Skoda-Personalvorstand Helmuth Schuster und dessen früherer Mitarbeiter Klaus-Joachim Gebauer, der in der VW-Personalabteilung für die Beziehungen zum Betriebsrat zuständig war. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen beide Männer wegen Betrugs und Untreue. Sie sollen ein internationales Geflecht von Tarnfirmen aufgebaut und Gelder, die VW oder Skoda zustanden, auf eigene Konten umgeleitet haben. (tso)

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