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Wirtschaft: Aufstieg am Stadtrand

Seit zehn Jahren gibt es das Adlershofer Gründerzentrum OWZ – bald zieht die hundertste Firma ein

Berlin - Er ist einer der Ältesten hier, und das liegt nicht nur an seinen 72 Jahren. Doch wenn Norbert Langhoff dem Regierenden Bürgermeister gerade eifrig erklärt, was es mit den kleinen Glasröhrchen auf sich hat, die vor ihm auf dem Labortisch liegen, unterscheidet ihn nichts von den anderen Jungunternehmern, die hier ihr Glück versuchen. Langhoff verkörpert wie kaum ein anderer die Erfolgsgeschichte des Internationalen Gründerzentrums OWZ, die auch die Geschichte des Technologiestandortes Adlershof ist. Der frühere Direktor des Zentrums für wissenschaftlichen Gerätebau der DDR, der im besten Pensionsalter Unternehmer wurde, war 1995 einer der Ersten, die sich im OWZ, das damals noch in Gründung war, ansiedelten.

„Das OWZ ist ein schönes Beispiel dafür, wie Berlin den grundlegenden Strukturwandel der 90er Jahre bewältigt hat", sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Dienstagabend zum zehnjährigen Jubiläum. Die Zukunft der Stadt werde nicht mehr durch rauchende Schlote, sondern durch Innovationen geprägt. Und zumindest bei der Gründung und bei der Ansiedlung könne ein bisschen Fürsorge nicht schaden.

Das galt lange auch für das ehemalige DDR-Forschungszentrum Berlin-Adlershof, dessen Tage mit der Wende gezählt zu sein schienen. Die Akademie der Wissenschaften, auf deren Gelände das OWZ heute steht, evaluierte seine 5600 Wissenschaftler – und empfahl den meisten, sich selbstständig zu machen. Ein Teil davon, wie Norbert Langhoff, tat das auch. Die Betreibergesellschaft Innovations-Zentrum Berlin Management GmbH bot den Gründern Büros und Labore, billige Mieten und Beratung – und wollte so internationale Unternehmen anlocken und helfen, das Wirtschaftsgefälle zwischen Ost und West zu reduzieren.

Das hat offenbar funktioniert. Rund 100 Firmen aus 22 Ländern haben sich hier gegründet oder angesiedelt und Hunderte Stellen geschaffen. Größtes Unternehmen ist der japanische Konzern Hitachi mit seiner Europa-Repräsentanz. Beim hundertsten Mieter – Chisso, einem ebenfalls japanischen Technologiekonzern – steht die Eröffnung der Europa-Zentrale am Montag bevor. „Wir wollen wissenschaftliche Informationen sammeln“, sagt Manager Seiko Mitani, der in ganz Europa nach einem passenden Standort gesucht hatte. „Das geht nirgends so gut wie in Adlershof." Das Umfeld wissen auch Nicht-Gründer zu schätzen. Mit der Solarfirma Solon wird 2008 der erste börsennotierte Konzern hierher ziehen.

Auch Ex-Wissenschaftler Langhoff, dessen Firma IFG heute mit 43 Mitarbeiter winzige Glasröhrchen für Röntgenstrahler herstellt und eine halbe Etage angemietet hat, will bleiben – auch wenn das nicht ganz dem Geist des Gründerzentrums entspricht. „Wir brauchen die Impulse aus dem wissenschaftlichen Umfeld, die wir hier bekommen", sagt er. Dafür sei er bereit, die gar nicht mehr günstigen Mieten zu zahlen. Um ihn herum ist es voll geworden: 90 Prozent des OWZ sind vermietet. Offenbar scheint das Konzept aufzugehen. Während bundesweit 40 Prozent aller Gründungen scheitern, sollen es im OWZ nur zehn Prozent sein.

Rund 45 Millionen Euro hat sich der Berliner Senat die beiden Gründerzentren in Adlershof kosten lassen – das zweite ist das benachbarte IGZ. Eine Investition, die sich gelohnt hat, meint Berlins Regierender. Allein im vergangenen Jahr hätten die Firmen rund 16 Millionen an Steuergelder in die Staatskasse zurückgezahlt. Wowereit: „Nach drei Jahren hat sich unsere Investition also amortisiert."

Maren Peters

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