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Die Industrie hatte zuletzt weniger Aufträge.

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Auftragsrückgang: Diese Zahl macht die Rezession ein Stück wahrscheinlicher

Die führenden Wirtschaftsinstitute sprechen bereits von einer Rezession in der Industrie. Neue Zahlen aus dem August bestärken diese Sichtweise nun.

Erst in der vergangenen Woche haben die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute Deutschlands ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr auf 0,5 Prozent gesenkt. Ein schwaches zwar, doch immerhin noch ein Plus auf Jahressicht. Dennoch wird erwartet, dass die deutsche Wirtschaft zumindest zeitweise in diesem Jahr in die Rezession rutscht. Das wäre der Fall, wenn zwei Quartale hintereinander ohne Wachstum anfallen. Im zweiten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt bereits um 0,1 Prozent. Verkündet Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) auch für die Zeit von Juli bis September ein Minus, wäre die technische Rezession erreicht.

Eine am heutigen Montag veröffentlichte Zahl macht dieses Szenario nun wahrscheinlicher. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, sind die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe im August zurückgegangen. Im Vergleich zum Vormonat nahmen die Ordereingänge um 0,6 Prozent ab. Demnach gab es 2,6 Prozent weniger Bestellungen aus dem Inland. Aus dem Euroraum und aus dem Nicht-Euroraum gingen hingegen mehr Aufträge ein (plus 1,5 Prozent und plus 0,4 Prozent).

Damit wird deutlich, dass die Industrie weiterhin in der Krise steckt. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang um 0,3 Prozent gerechnet. Im Juli hatte es bereits einen Einbruch um 2,1 Prozent gegeben. Die sinkende Zahl von Aufträgen ist ein Vorzeichen für eine Schwächung der Produktivität in den Folgemonaten.

Nach umfangreichen Großaufträgen in den beiden Vormonaten - etwa Flugzeuge - war der Anteil im August wieder durchschnittlich. Ohne Großaufträge nahmen die Bestellungen um 0,3 Prozent ab, wie es weiter hieß. Im Jahresvergleich gingen die Auftragseingänge laut Destatis im August sogar noch weiter, nämlich um 6,7 Prozent zurück. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte zu den Zahlen, in der Industrie halte die Nachfrageschwäche an. "Die Industriekonjunktur bleibt vorerst gedämpft."

Auch Ökonomen halten sehen die Lage kritisch. "Die deutsche Industrie muss sich auf schwere Zeiten einstellen", so Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. Ökonom Marco Wagner von der Commerzbank sieht den Abwärtstrend der Industrie durch die aktuellen Auftragszahlen bestätigt. "Dabei dürfte die August-Zahl die tatsächliche Situation sogar noch zu freundlich darstellen. Denn wegen der frühen Lage der Sommerferien hatte der August mehr Arbeitstage als im Durchschnitt der letzten Jahre." Für das dritte Quartal zeichne sich eine technische Rezession ab.

Auch zum Jahresende hin sei wohl kaum mit einer nennenswerten Beschleunigung der Wirtschaftsleistung zu rechnen, prophezeit der Commerzbank-Ökonom. Die Schwelle zu einer echten Rezession sinke beständig, so Konjunkturexperte Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. (dpa/rtr/mum)

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