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Von Düsseldorf aus steuert Huawei sein Deutschlandgeschäft.

© REUTERS

Auftragsstudie: Huawei will gemocht werden

Huawei lässt vom DIW vorrechnen, wie wichtig der chinesische Konzern für Deutschland ist. Dahinter steckt Kalkül.

Der chinesischen Mobilfunkkonzern Huawei muss sich derzeit nicht um Aufmerksamkeit bemühen: Seit US-Präsident Donald Trump amerikanischen Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Handy-Hersteller untersagt hat, sorgen sich weltweit Nutzer um die Zukunft ihrer Smartphones. Auch ist noch offen, welche Kooperationen Huawei beim bevorstehenden Ausbau neuer Mobilfunknetze der schnellen 5G-Generation eingehen darf. Bis zum Ende des Jahres veröffentlicht die Bundesnetzagentur neue Sicherheitsvorgaben – noch ist unklar, ob Huawei sie erfüllt.

Da wirkt es wie ein glücklicher Zufall, dass eine hundertprozentige Tochter des renommierten Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus Berlin am Montag in einer Studie die hohe wirtschaftliche Bedeutung von Huawei für den Standort Deutschland festgestellt hat. Fast – denn Huawei hat die Studie selbst in Auftrag gegeben.

Die Forscher haben den ökonomischen Fußabdruck von Huawei gemessen

Das DIW Econ versteht sich weniger als unabhängiges Forschungsinstitut, sondern eher als „Beratungsunternehmen für kundenorientiertes volkswirtschaftliches Consulting“, wie es auf der Internetseite heißt. Studien im Auftrag von Firmen zu erstellen, gehört zum Geschäftsmodell. Wie viel Huawei für die Studie gezahlt hat, wollte man am Montag nicht verraten. Doch auch wenn Unternehmen für ihre Dienste zahlten, so hätten sie keinen Einfluss auf das Ergebnis, hieß es beim DIW Econ. Sie seien wissenschaftlichen Standards verpflichtet und folgten in ihren Analysen einem festen Ablauf. So auch bei der Bestimmung des ökonomischen Fußabdrucks, den sie nun für Huawei erstellt haben.

Die Ergebnisse überraschen nicht: Huawei leiste einen Milliardenbeitrag für die deutsche Wirtschaft, heißt es wieder und wieder in der Präsentation von DIW-Econ-Mitarbeiter Yann Girard. Über 2600 Mitarbeiter beschäftigt der chinesische Konzern in Deutschland, einen großen Teil davon über drei deutsche GmbHs. Anders als Facebook oder Apple werden so Umsätze in Deutschland versteuert und nicht in Irland. In München betreibt das Unternehmen das „Munich Research Center“ mit hunderten Forschern und Entwicklern. Auch in Berlin, Dresden und Nürnberg wird an Softwaresicherheit, Netztechnik und Künstlicher Intelligenz geforscht.

Versucht der Konzern bewusst die Debatte umzulenken?

Dass Huawei als Arbeitgeber und als Steuerzahler eine wichtige Rolle spielt, all das beweist die 52-seitige Studie ausführlich. Allein: Für diesen Beweis hätte es kaum ein Gefälligkeitsgutachten gebraucht. Vielmehr wirkt es, als soll die wirtschaftliche Bedeutung des Technikkonzerns als Argument in die aktuelle Huawei-Debatte eingebracht werden. Statt über die Sicherheit deutscher Netze mit Huawei-Beteiligung könnte nun über den Verlust von Arbeitsplätzen und Steuergeldern bei einem Ausschluss des chinesischen Anbieters gesprochen werden. Framing und Agendasetting nennt die Kommunikationswissenschaft einen solchen Versuch, die Aufmerksamkeit von bestimmten Themen weg auf einen anderen Bereich zu lenken.

Doch die Studie als reines Marketing-Werkzeug abzutun, greift zu kurz – denn vor der Sicherheitsdebatte versteckt sich das Unternehmen nicht. In Großbritannien und Deutschland arbeitet Huawei eng mit Sicherheitsbehörden zusammen und hat in der Vergangenheit angekündigt, Quellcode zu Netzinfrastrukturtechnologie offen zu legen. Ungeachtet einer noch laufenden Ermittlung des niederländischen Auslandsgeheimdienstes AIVD steht das chinesische Unternehmen bisher weiterhin mit einer weißen Weste dar: Hintertüren für den chinesischen Geheimdienst wurden bisher – anders als bei amerikanischen Produkten und der NSA – nicht entdeckt. Walter Haas, Chief Technology Officer von Huawei Deutschland, bestätigte, dass man auch mit der Bundesnetzagentur im Austausch stehe. Mit Blick auf die neuen Sicherheitsbestimmungen für Netzausrüster gäbe es „überhaupt keine Bedenken, dass wir diese auch erfüllen werden“, sagte der Huawei-Mann bei der Präsentation der Studie in Berlin. Es sei nun mal ein Problem, dass Vertrauen in eine Firma „schlecht messbar“ sei, erklärte er.

Daher sei es auch für Huawei entscheidend, dass Politiker wie Peter Altmaier den direkten Kontakt nach China suchen würden. Der Wirtschaftsminister Altmaier hatte auf seiner China-Reise am vergangenen Freitag auf Wunsch des chinesischen Konzerns auch den Huawei-Gründer Ren Zhengfei getroffen, berichtete das „Handelsblatt“. In dem Gespräch soll es unter anderem auch um die Sicherheitsbedingungen des Netzausbaus in Deutschland gegangen sein.

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