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Wirtschaft: Aus der Garage in den Weltraum

Die Berliner Firma Contag hat einen neuen Firmensitz – und schafft 50 Stellen

Berlin - Vor 25 Jahren baute Andreas Contag in einer Spandauer Garage noch elektronische Leiterplatten für Hobbybastler. Damit wollte er eigentlich nur sein Elektrotechnik-Studium finanzieren. Mittlerweile aber ist aus dem Nebenjob eine der erfolgreichsten deutschen High-Tech-Firmen in der Elektronikbranche geworden. Die Contag GmbH stellt heute Prototypen von Leiterplatten für Unternehmen wie Siemens oder Daimler-Chrysler her. Leiterplatten sind Halterungen für die Bauteile in elektrischen Geräten. Während Contags Platinen früher in Modelleisenbahnen landeten, kommen sie heute beispielsweise im Airbus A 380 zum Einsatz.

Am Freitag wurde die Erfolgsgeschichte von Contag um eine neue, zehn Millionen Euro teure Firmenzentrale erweitert. Und das Wachstum soll sich fortsetzen: Zu den 50 neuen Arbeitsplätzen, die im Zusammenhang mit dem Neubau entstehen, sollen in den nächsten Jahren noch einmal so viele dazukommen. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als fünf Millionen Euro.

Vor 25 Jahren war Contag mit gerade einmal zwei Mitarbeitern gestartet: den Brüdern Andreas (damals 21 Jahre) und Dietmar Contag (19), der eine Student im zweiten Semester, der andere Abiturient. „Zwei Stunden in der Woche hatte unsere Garage damals geöffnet“, erinnert sich Andreas Contag. Um die Miete zahlen zu können, habe das nicht gereicht. Deshalb mussten sich die Brüder mit weiteren Jobs über Wasser halten. So fuhr Andreas Contag in kalten Winternächten mit dem Streufahrzeug durch Berlin.

Mit der Zeit entwickelte sich aus der anfänglichen Idee mit den Leiterplatten ein Geschäft. 1991 waren die Produkte so begehrt, dass die Contags erstmals aus ihrer Garage ohne Wasser, Telefon und Toilette raus mussten und eine Wohnung im Nachbarhaus mieteten.

„Ab dem Zeitpunkt“, erzählt Contag, „waren wir ein Produktionsunternehmen.“ Dessen Umsatz stieg jedes Jahr um 30 Prozent, die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich zwischen 1990 und 2000 von fünf auf zwanzig. „Eine Rezession haben wir noch nie erlebt“, sagt Contag. Als eines der wenigen deutschen Unternehmen der Branche sei man in den letzten Jahren immer gewachsen. Von den rund 500 Herstellern von Leiterplatten, die es in Deutschland vor zwölf Jahren noch gegeben habe, seien nur noch 90 übrig. „Viele Elektronikkonzerne lassen ihre Leiterplatten in Asien bauen.“

Die Berliner beliefern rund 1000 Kunden, von der Luft- und Raumfahrt bis hin zur Medizintechnik. „Sie schätzen die Qualität unserer Produkte und wie schnell wir sie herstellen“, sagt Contag. Zum Beispiel ist seine Firma die erste und einzige in Europa, die Leiterplatten abwasserfrei produzieren kann. Das hat Contag nicht nur den Umweltpreis 1999 eingebracht, sondern drückt auch die Kosten der Abwasserbeseitigung.

Sein Studium hat Andreas Contag nicht beendet. Kurz vor der Diplomarbeit Anfang der 90er Jahre musste er passen, weil er einfach keine Zeit mehr hatte. Bereut hat er die Entscheidung bis heute allerdings nicht. Schließlich brauche er „den Titel nicht, um erfolgreich zu sein.“

Steven Hanke

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