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Wirtschaft: Aus für Berliner Spedition Friedrich Schulze im Insolvenzverfahren

Berlin - Die Berliner Spedition Friedrich Schulze ist pleite. Bereits am Montag habe das Unternehmen seine Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Potsdam gemeldet, wie die beiden Insolvenzverwalter Bruno Kübler und Sebastian Laboga am Mittwoch in Berlin mitteilten.

Berlin - Die Berliner Spedition Friedrich Schulze ist pleite. Bereits am Montag habe das Unternehmen seine Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Potsdam gemeldet, wie die beiden Insolvenzverwalter Bruno Kübler und Sebastian Laboga am Mittwoch in Berlin mitteilten. Betroffen sind 1137 Beschäftigte. Das Ziel sei die Sanierung des Unternehmens und der Erhalt der Arbeitsplätze, erklärte Laboga. „Die Aussichten dafür sind gut.“ Branchenkenner befürchten aber, dass bald weitere Transportunternehmen in Schwierigkeiten kommen – schuld sei vor allem der Druck durch den gestiegenen Dieselpreis.

Friedrich Schulze ist eine der großen Speditionen in Deutschland und hat seinen Hauptsitz in Ludwigsfelde. Geleitet werden die Geschäfte des 1914 gegründeten Unternehmens aber aus Berlin-Tempelhof. Die Löhne der Beschäftigten seien für mindestens drei Monate durch das Insolvenzgeld gesichert, das die Bundesagentur für Arbeit in solchen Fällen übernimmt. Es gebe zudem erste Gespräche mit Lieferanten und Kunden, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten, erklärten die Insolvenzverwalter. Die Spedition verfüge über einen „attraktiven Kundenstamm“, hieß es weiter, die wichtigsten Geschäftspartner hätten bereits zugesichert, „auch in dieser schwierigen Phase die Zusammenarbeit fortzusetzen“. Die Kundenaufträge sollen jedenfalls in vollem Umfang weiter erledigt werden.

Als Grund für die Insolvenz nannte Verwalter Kübler einen „Liquiditätsengpass, der durch eine Reihe von Faktoren verursacht wurde“. Er nannte den hohen Dieselpreis, den Wettbewerbsdruck durch Konkurrenten aus Osteuropa sowie eine nachlassende Zahlungsmoral aufgrund der schlechten Lage im Handel. Derzeit seien elf Gesellschaften von Friedrich Schulze von der Insolvenz betroffen. Beim Unternehmen selbst war am Mittwoch keine Stellungnahme zur aktuellen Lage zu bekommen. Die beiden Geschäftsführer Karl Schulze und Bernd Rohde seien „den ganzen Tag in Verhandlungen“, hieß es im Unternehmen.

Friedrich Schulze verfügt über rund 300 Fahrzeuge und etwa 180 000 Quadratmeter Lagerfläche an 14 Standorten in der Bundesrepublik. Zudem gibt es drei im Ausland. Das Unternehmen erledigt neben dem reinen Speditionsgeschäft für andere Firmen die Logistik, also den Materialfluss von Vor- und Endprodukten. Der Schwerpunkt der Leistungen liegt in den Bereichen Lebensmittel und Spezialgut.

Für die Branche und die Mitarbeiter der Spedition kam die Pleite einem Insider zufolge „völlig überraschend“. Die Probleme gibt es aber offenbar seit längerem. Von „schwierigen Branchenbedingungen“ ist im jüngsten verfügbaren Jahresabschluss für 2006 die Rede. Dort wird auf das Risiko steigender Treibstoffpreise hingewiesen. Die Firmensparte Friedrich Schulze Spedition und Logistik GmbH kam demnach auf 81,8 Millionen Euro Umsatz – bei einem Gewinn vor Steuern und Zinsen von nur 204 000 Euro. Die Eigenkapitalquote war 2006 mit nur 3,3 Prozent sehr niedrig.

Womöglich bekommen bald weitere Spediteure Probleme. „Wir stehen am Beginn eines Ausleseprozesses – wenn die Kosten weiter in diesem Maße steigen, wird es noch mehr Insolvenzen geben“, sagte Stefan Mathews, Verkehrsexperte bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin. Anders als Fluggesellschaften könnten sich die Transportfirmen nicht über einen längeren Zeitraum gegen steigende Dieselpreise absichern. Dies sei kein regionales Problem – „und viele können die hohen Kosten nicht ohne Weiteres an die Kunden weitergeben“, erklärte Mathews. Im Frühjahr war bereits die Großspedition Ricö aus Sachsen-Anhalt mit zeitweise 3000 Beschäftigten gescheitert – hier war allerdings auch Missmanagement im Spiel. Carsten Brönstrup

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