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Ausbildung: Wenig Chancen für junge Migranten

Nur jeder dritte ausländische Jugendliche in Deutschland macht eine Lehre. Das liegt nur zum Teil an niedrigeren Abschlüssen. Die Situation war schon einmal deutlich besser.

Die Integration ausländischer Jugendlicher in die duale Ausbildung kommt nicht voran. Davor warnt der neue Berufsbildungsbericht 2011, der dem „Handelsblatt“ vorliegt. Danach macht nur ein knappes Drittel der jungen Ausländer eine Ausbildung – bei den deutschen Altersgenossen sind es doppelt so viele. Im zuletzt erfassten Jahr 2009 ist die Quote sogar noch gesunken. Ausländische Jugendliche sind „weiter stark unterrepräsentiert“, heißt es. Es „besteht nach wie vor erheblicher Handlungsbedarf zur Verbesserung der Ausbildungschancen junger Menschen mit Migrationshintergrund“, urteilt die Bundesregierung in dem Bericht. Einen winzigen Lichtblick gibt es bei ausländischen Mädchen: Hier ist der Anteil der Lehrlinge wenigstens ein klein wenig gestiegen – allerdings auf einem extrem niedrigen Niveau von nur 29 Prozent. Deutsche Mädchen machen zu 55 Prozent eine Ausbildung.

Auch in absoluten Zahlen sind das für den Arbeitsmarkt und die Integration keine Petitessen: Von 4,3 Millionen Einwohnern zwischen 15 und 20 Jahren sind 422 000 Ausländer. Die Zahl der Migranten beträgt sogar 1,14 Millionen, die Ausbildungsstatistik richtet sich jedoch nach dem Pass.

Angesichts des drohenden Fachkräftemangels haben sich die Partner des Ausbildungspaktes 2010 vorgenommen, Migranten speziell zu fördern. Sie sollen auch von den angelaufenen Programmen zur Begleitung beim Übergang von der Schule zum Beruf profitieren. Am Interesse der Ausländer mangelt es laut Bericht nicht, wie verschiedene Stichproben zeigten. „Ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind jedoch wesentlich geringer“, schreibt die Regierung.

Das liegt nur zum Teil an niedrigeren Abschlüssen: Noch immer verlassen 14 Prozent der ausländischen Jugendlichen die Schule ohne Abschluss – doppelt so viele wie bei den Deutschen. Auch der Anteil derer, die nur einen Hauptschulabschluss mitbringen, liegt mit 40 Prozent doppelt so hoch. Es gibt jedoch darüber hinaus durchaus Diskriminierung. Bei gleichem Abschluss und gleicher Mathematik-Note ist die Chance, eine Lehrstelle zu finden, für Nicht-Migranten etwa 20 Prozent höher als für Migranten, heißt es im jüngsten Integrationsbericht der Bundesregierung. Jeder fünfte Migrant glaubt, dass er bei der Bewerbung um eine Lehrstelle benachteiligt wird. Unter Türken und Arabern ist es sogar jeder vierte.

Die Situation war schon einmal deutlich besser: In den 90er Jahren war die Beteiligung der Ausländer an der Ausbildung noch wesentlich höher. Sie gerieten jedoch ins Hintertreffen, als 2003/ 2004 die Lehrstellenkrise ausbrach und die Unternehmen angesichts der großen Auswahl an Lehrlingen offensichtlich deutsche Bewerber bevorzugten. Ein exakter Vergleich ist aber nicht möglich, weil die Statistik umgestellt wurde.

Das Resultat der mangelnden Integration zu Beginn des Arbeitslebens sind massenhaft Ungelernte: Nach dem Bericht hatten 2008 von den 25- bis 34-Jährigen ohne deutschen Pass 47 Prozent keinerlei beruflichen Abschluss. In der gleichen Altersgruppe waren es bei jenen ohne Migrationshintergrund nur knapp elf Prozent. (HB)

Barbara Gillmann

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