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Berlins Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) will die Jugendarbeitslosigkeit uinter zehn Prozent drücken.

© dpa

Ausbildungsplätze: „Die meisten Schüler konzentrieren sich auf zehn Berufe“

Berlins Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) über die Rolle des Staats bei der Vermittlung von Fachkräften und die Schwierigkeiten junger Menschen bei der Berufswahl.

Von Carla Neuhaus

Viele Betriebe, die ausbilden könnten, tun das nicht. Wie kann man das ändern?

Die Berliner Wirtschaft sitzt nicht vorne auf der Lokomotive. Im Bundesdurchschnitt bilden 21,3 Prozent der Betriebe aus, in Berlin nur 13 Prozent. Und das obwohl die Zahl der Betriebe in Berlin stetig steigt. Es ist für die Berliner Wirtschaft nicht ungefährlich, wenn die Fachkräfte perspektivisch fehlen. Das kann sich sogar wachstumshemmend auswirken.

Muss der Staat eingreifen?
Es ist und bleibt zuallererst Aufgabe der Unternehmen, Ausbildungsplätze einzurichten und damit für ihren Nachwuchs zu sorgen. Der Staat kann maximal außerbetriebliche Ausbildungsplätze als Kompensation für fehlende betriebliche Lehrstellen bereitstellen. Dass dies aber nicht die Lösung ist, darin sind sich Politik und Wirtschaft einig.

Wie kann der Staat helfen?
Der Berliner Senat unterstützt insbesondere kleine Unternehmen, die aus eigener Kraft nicht ausbilden können, über die Verbundausbildung. Wir haben jüngst mit den Kammern und Unternehmensverbänden gemeinsam Verbundberater eingesetzt, die Betriebe dabei unterstützen sollen. Nun liegt es bei den Unternehmen, diese Möglichkeiten auch zu nutzen. Wer heute nicht ausbildet, hat morgen keine Fachkräfte und ist übermorgen vom Markt verschwunden.

Was tut die Senatsverwaltung, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen?
Ich bin angetreten, bis zum Ende der Legislaturperiode alles daranzusetzen, in Berlin die Jugendarbeitslosigkeit unter zehn Prozent zu verringern. Daher hat der Senat neue Maßnahmen getroffen, um die Jugendarbeitslosigkeit wirkungsvoll zu bekämpfen. Dazu gehört die Einrichtung einer Jugendberufsagentur in Berlin. Die Jugendlichen werden aus einer Hand alle Angebote zur Berufsorientierung und Ausbildungsberatung erfahren. Damit die Jugendberufsagentur erfolgreich wird, müssen die Jugendlichen aber bereits in der Schule befähigt werden, die richtige Berufswahl zu treffen. Dafür entwickeln wir zurzeit ein „Landeskonzept Berufs- und Studienorientierung“. Dieses Konzept definiert Standards, die Schulen verpflichten, die Berufsorientierung in ihren Schulprogrammen zu verankern. Ich möchte, dass jeder Jugendliche bereits während der Schulzeit auf das Berufsleben vorbereitet wird.

Wie kann man junge Leute dazu animieren, sich besser über die Berufsausbildung zu informieren?
Wir haben über 350 Ausbildungsberufe, die man lernen kann. Die meisten Schülerinnen und Schüler konzentrieren sich aber auf die gleichen zehn Berufe. Je mehr Berufe die Jugendlichen in der Schulphase kennenlernen und je mehr praktische Erfahrungen sie sammeln, desto zielgenauer können sie eine Berufswahl treffen. Deshalb ist die Berufsorientierung in der Schule sehr wichtig. Angebote wie Praktika sind für die jungen Leute die beste Möglichkeit, um einen Beruf und unternehmerische Prozesse kennenzulernen und am Ende die Ausbildung nicht abzubrechen. Da hilft es nicht, wenn das dreiwöchige Betriebspraktikum nach dem Zufallsprinzip beim Supermarkt um die Ecke oder im Betrieb beim Vater absolviert wird. Hier müssen Schule, Eltern und alle anderen beteiligten Akteure wie Senat, Regionaldirektion und die Sozialpartner in einem ausgefeilten System eng und planvoll zusammenarbeiten.

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