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Ausblick: Air Berlin lässt den Vulkan hinter sich

Die gesamte Flugbranche schloss das erste Halbjahr schlecht ab. Aber Air Berlin blickt positiv in die Zukunft.

„Ich bin schon ein paar Jahre im Geschäft“, sagte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold am Donnerstag, „aber solche Effekte, wie wir sie in diesem ersten Halbjahr hatten, sind auch für mich ganz neu.“ Es war der Tag der Abrechnung bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft. Air Berlin legte Zahlen zum ersten Halbjahr vor. Und das lief alles in allem für die gesamte Branche sehr schlecht.

Zum Jahreswechsel schien die Wirtschaftskrise fast verdaut, dann kam die extreme Kältewelle über Europa. Kaum war diese dem Frühling gewichen, brach im April der isländische Vulkan Eyjafjallajökull aus. Eine Woche Luftraumsperrungen verursachte bei Air Berlin 3526 ausgefallene Flüge, gut 398 000 Passagiere waren betroffen. Allein der Vulkan kostete Air Berlin rund 60 Millionen Euro Umsatz und belastete das Betriebsergebnis mit 40 Millionen. Winter, Vulkan und dann noch Streiks spanischer Fluglotsen: all diese Sonderbelastungen summieren sich im ersten Halbjahr auf 69 Millionen Euro.

Nur dank der übernommenen Städteflüge von Tuifly kletterte der Umsatz im ersten Halbjahr um 4,7 Prozent auf 1,57 Milliarden Euro. Sonst wären die Erlöse um 6,2 Prozent gegenüber dem eh schon schlechten ersten Halbjahr des Krisenjahres 2009 gefallen. Das Minus im Betriebsergebnis (Ebit) belief sich auf 126,9 Millionen Euro nach 92,3 Millionen Verlust im Vorjahr. Im zweiten Quartal, dem Vulkan-Quartal, musste Air Berlin einen Verlust von 28,2 Millionen verbuchen.

Trotz dieser Zahlen hält die Gesellschaft an dem Plan fest, im Gesamtjahr das Betriebsergebnis des Vorjahres zu übertreffen. Da hatte Air Berlin unterm Strich einen Gewinn von 28,5 Millionen verbuchen können. „Seit acht Wochen haben wir einen positiven Buchungstrend“, sagte Hunold zur Begründung.

Das Vulkan-Trauma ist finanzrechtlich also weitgehend verarbeitet, inhaltlich aber noch lange nicht: Hunold bestätigte, dass er sich weiter mit Wettbewerbern berät, ob und wie man Klage gegen das Verkehrsministerium oder das Luftfahrtbundesamt einreichen kann, das die Luftraumsperrungen damals veranlasst hatte.

Probleme lauern auch noch in den Verhandlungen mit der Pilotenvereinigung Cockpit über Dienst-, Ruhe- und Bereitschaftszeiten. In einer Urabstimmung hatten sich unlängst 99 Prozent der Piloten für einen Streik ausgesprochen, sollte es keine Bewegung geben. Gestern hieß es von beiden Seiten nur: „Die Gespräche laufen noch“. Kevin P. Hoffmann

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