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Keine guten Zahlen gab es für die Wirtschaft im vierten Quartal 2019.

© Christoph Soeder/dpa

„Aussichten für 2020 alles andere als gut“: Deutsche Wirtschaft stagniert wegen sinkender Exporte

Internationale Handelskonflikte und das Brexit-Drama schaden der deutschen Wirtschaft. Das zeigt sich auch Ende 2019. Der Arbeitsmarkt ist noch robust.

Die deutsche Wirtschaft ist Ende 2019 wegen sinkender Exporte nicht vom Fleck gekommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte von Oktober bis Dezember im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte.

"Die deutsche Wirtschaft ist im Bummeltempo unterwegs"

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten damit gerechnet, dass Europas größte Volkswirtschaft um 0,1 Prozent zulegt. Allerdings fiel das Wachstum im dritten Quartal mit revidiert 0,2 Prozent etwas größer aus als bislang mit 0,1 Prozent angegeben.

"Die deutsche Wirtschaft ist im Bummeltempo unterwegs", sagte Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Das liegt auch daran, weil aus dem Inland zuletzt gemischte Signale kamen. "Sowohl die privaten als auch die staatlichen Konsumausgaben verloren nach einem sehr starken dritten Quartal zum Jahresende deutlich an Dynamik", betonten die Statistiker.

Zugleich wurde in Ausrüstungen wie Maschinen "deutlich weniger investiert", während die Bauausgaben weiter zulegten. Gedämpft wurde die Konjunktur vom Außenhandel, da die Exporte von Waren und Dienstleistungen schrumpften, während die Importe zulegten.

2019 insgesamt stieg das BIP um 0,6 Prozent. Für dieses Jahr rechnet die Bundesregierung mit einem Plus von 1,1 Prozent - auch weil dieses Jahr mehr Arbeitstage zählt. Allerdings hat sich mit dem Ausbruch der Coronavirus-Epidemie in China ein weiteres Risiko für die exportabhängige deutsche Wirtschaft hinzugesellt - neben Handelskonflikten, schwacher Weltkonjunktur und Brexit. Die Volksrepublik ist Deutschlands größer Handelspartner. Hinzu kam der Strukturwandel in der Autoindustrie.

Ökonomen warnen vor Folgen für den Arbeitsmarkt

Die Bundesregierung sieht bei der Konjunktur mittlerweile einen "Silberstreif am Horizont", wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) jüngst sagte. "Es geht in kleinen Schritten, es geht nicht rasend schnell, aber der Weg geht nach oben."

Ökonomen sind nicht so optimistisch: "Die Aussichten für 2020 sind alles andere als gut", sagte Jens-Oliver Niklasch von der LBBW. "Bei all dem ist erstaunlich, wie robust etwa der Arbeitsmarkt noch ist." Die Frage sei, wie lange das noch so weitergehe. "Deutschland braucht ein neues Wachstumsmodell."

Auch Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der Union Investment sagt: "Nur die gute Konsumlage verhinderte Schlimmeres. In der Industrie ist nach wie vor keine rasche Verbesserung der angespannten Lage erkennbar. Nun könnte die Erholung des Welthandels durch den Ausbruch des Corona-Virus in China gestoppt werden. Dies würde auch die deutsche Exportwirtschaft treffen, wenn auch nur vorübergehend. Die Konjunkturampel steht deshalb eher auf Gelb als auf Rot."

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht in den schwachen Konjunkturdaten für Ende 2019 eine "Warnung für das laufende Jahr". Die deutsche Exportwirtschaft und damit viele Schlüsselbranchen der Industrie kämpften weiterhin mit den gravierenden Handelskonflikten und den noch ungeklärten Folgen des Brexits, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Freitag. "Hinzu kommt, dass die Auswirkungen des Coronavirus noch wenig absehbar sind, gleichwohl eine Verunsicherung bei den international agierenden deutschen Unternehmen bewirken." Wansleben forderte von der Politik Entlastungssignale im Inland: "Planungsbeschleunigung bei Investitionsvorhaben und Steuersenkungen sollten ganz oben auf die Agenda der Bundesregierung rücken." (Reuters, dpa)

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