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Der französische Konzern DCNS, hier das U-Boot-Modell Shortfin Barracuda, erhielt den australischen Auftrag.

© dpa/DCNS

Update

Australien: Thyssen-Krupp entgeht Milliardenauftrag für U-Boote

Zwölf U-Boote für 35 Milliarden Euro: Thyssen-Krupp hatte sich in Australien um einen der größten Aufträge der Unternehmensgeschichte beworben. Doch ein französischer Konkurrent sticht den Konzern aus.

Thyssen-Krupp ist bei der Ausschreibung eines Milliardenprojekts zum Bau von zwölf U-Booten in Australien leer ausgegangen. Die Regierung wählte den staatlichen französischen Schiffbaukonzern DCNS als bevorzugten Partner, wie Premierminister Malcolm Turnbull am Dienstag in Adelaide mitteilte. Der über mehrere Jahrzehnte gestreckte Auftrag hat ein Volumen von rund 35 Milliarden Euro und wäre für Thyssen-Krupp einer der größten Aufträge der Unternehmensgeschichte gewesen. Zugleich handelt es sich um die größte militärische Anschaffung der australischen Geschichte.

Australien will seine U-Boot-Flotte von zurzeit sechs Schiffen ersetzen und ausbauen. Der Essener Industriekonzern war über seine Kieler Werft Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS) ins Rennen gegangen. Ebenfalls um den Auftrag beworben hatte sich ein japanisches Konsortium mit Mitsubishi Heavy Industries und Kawasaki Heavy Industries. Letztlich gewann jedoch der Pariser Konzern, an dem der französische Staat knapp zwei Drittel der Anteile hält.

Turnbull verkündete die Entscheidung in der Küstenstadt Adelaide, wo sich die U-Boot-Werft befindet, die an dem Bau beteiligt werden soll. Die Schiffe sollen überwiegend in Australien gebaut werden, unter Einbeziehung der führenden australischen Marinewerft, der staatlichen ASC (früher: Australian Submarine Corporation). Sie baute die sechs U-Boote der Collins-Klasse, die zwischen 1994 und 2003 in Dienst gestellt wurden und jetzt abgelöst werden sollen. Die Fertigung der neuen U-Boote soll in wenigen Jahren beginnen, das erste U-Boot Anfang der 2030er Jahre in Dienst gestellt werden.

Australien will mit 134 Milliarden Euro bis 2025 aufrüsten

TKMS hatte versprochen, in Australien ein Werk aufzubauen und die U-Boote dort herzustellen. Die Kieler Sparte wollte damit auch ein Standbein für Wartungsaufträge in der Asien-Pazifik-Region aufbauen. TKMS hatte eine enge Kooperation oder die Übernahme der Marinewerft ASC angeboten.

Der Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes, sieht das gescheiterte Geschäft von Thyssen-Krupp auch im außenpolitischen Zusammenhang. Die Entscheidung dürfe nicht dazu führen, dass Deutschland sein neu gewonnenes Interesse an geopolitischen Zusammenhängen im asiatisch-pazifischen Raum verliere, warnte der Regierungsberater in einer ersten Reaktion bei Twitter.

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Australiens Regierung hatte im März ein umfangreiches Aufrüstungsprogramm angekündigt - mit Ausgaben von allein 195 Milliarden Australischen Dollar (134 Milliarden Euro) bis zum Jahr 2025. Die Verteidigungskräfte müssten angesichts des Wettrüstens in Asien und wegen der Spannungen im Südchinesischen Meer schlagkräftiger werden. „In den nächsten 20 Jahren werden die Hälfte aller U-Boote weltweit und mindestens die Hälfte aller modernen Kampfflugzeuge in dieser Region stationiert sein“, hieß es in einem Weißbuch zur Verteidigung. Bedrohungen seien mögliche Konflikte, Cyberangriffe, Terrorismus, Pandemien und der Klimawandel. (dpa)

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