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Wirtschaft: Australier auf Einkaufstour

Macquarie bietet 1,1 Milliarden für deutsche Techem

Berlin - Flughäfen, Radiosender, Wohnungen, Mautstraßen, Altenheime, Energie- und Wasserversorger, Einkaufszentren – die australische Macquarie-Bank kauft rund um den Globus alles, was Rendite verspricht. Der milliardenschwere Investor, der im vergangenen Jahr mit einem Übernahmeangebot für die Londoner Börse in Europa bekannt wurde, hat seit geraumer Zeit auch Deutschland auf seiner langen Einkaufsliste. In Rostock ist der Spezialist für Infrastrukturprojekte schon am gebührenpflichtigen Warnow-Tunnel beteiligt.

Am Montag teilte Macquarie mit, man wolle den Eschborner Energiedienstleister Techem kaufen. „Techem bietet alle Merkmale auf, nach denen unsere Investoren suchen“, sagte Executive Director von Macquarie, Martin Stanley. Und um die in Deutschland besonders ausgeprägten Sorgen vor dem Angriff einer weiteren Heuschrecke zu zerstreuen, fügte Stanley hinzu: „Wir kommen nicht in feindlicher Absicht. Wir haben keine kurzfristigen Ausstiegsabsichten.“ Marke und Sitz von Techem sollten erhalten bleiben, weitere „Restrukturierungsmaßnahmen“ seien nicht geplant.

Kaum eine Woche ist vergangen, seit die Australier Thames Water, die Wassersparte von RWE in Großbritannien, für 11,9 Milliarden Euro übernommen haben. Am Geld mangelt es der Bank offenkundig nicht. Der „Macquarie European Infrastructure Fund II“, der für Techem bietet, wurde erst im Mai dieses Jahres aufgelegt und konnte bisher 1,8 Milliarden Euro überwiegend bei europäischen Pensionsfonds und Institutionen einsammeln. Insgesamt verwaltete die Macquarie-Gruppe Ende März 82,8 Milliarden Euro.

Die Australier wollen pro Techem-Aktie 44 Euro ausgeben, was zusammen 1,1 Milliarden Euro ergibt. Nicht genug für das Management der Eschborner Firma. Schon bei Vorgesprächen mit Macquarie habe die Techen-Führung erkennen lassen, dass sie die Übernahmepläne „tendenziell nicht unterstützt“, hieß es. Die Australier werden ihr Angebot deshalb wohl nachbessern müssen. Zumal die Techem-Aktie am Montag an der Börse schon über den Angebotspreis auf mehr als 49 Euro stieg.

Vielen Bundesbürgern ist Techem ein Begriff. Das 1952 gegründete Unternehmen erfasst in 5,2 Millionen Haushalten Heizungskosten, weltweit sind es 7,4 Millionen. Mit 2400 Beschäftigten arbeitet Techem hochprofitabel: Im laufenden Geschäftsjahr soll der Gewinn (Ebit) bei einem Umsatz von gut 520 Millionen Euro um 25 Prozent auf bis zu 106 Millionen Euro klettern. Ein lohnendes Objekt für die renditehungrige Bank aus Australien. Sie will, so hieß es am Montag, härtere Töne anschlagen, sollte das Techem-Management nicht nachgeben. mot

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