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© dpa

Ausverkauf: Quelle verliert seinen Namen

Der Otto-Konzern übernimmt die Marke und das Russland-Geschäft des einstigen Konkurrenten.

Düsseldorf - Nun ist es so weit: Die Konkurrenz schnappt sich die letzten wertvollen Bestandteile des untergegangenen Quelle-Imperiums. Am Donnerstag gab die Insolvenzverwaltung bekannt, dass der einstige Konkurrent Otto den Markennamen und das Russland-Geschäft von Quelle übernimmt. Der Hamburger Konzern bestätigte den Kauf. Der Preis wurde nicht genannt.

Damit sind die ersten Perlen des fränkischen Versandhauses verkauft – weitere sollen folgen. Vor allem die Verhandlungen um den TV-Verkaufskanal HSE24 und den Spezialversender Baby-Walz stehen offenbar kurz vor dem Abschluss. Auch Teile dieser beiden Objekte hat Otto ins Auge gefasst, wie ein Konzernsprecher bestätigte. An dem Kundendienst Profectis und den drei Callcentern in Berlin, Magdeburg und Cottbus hat Otto dagegen kein Interesse.

Symbolträchtig ist vor allem der Erwerb der Namensrechte. „Es tut besonders weh, dass Otto, die uns seit Monaten in Grund und Boden reden, nun unseren Namen nutzen dürfen“, sagte Ernst Sindel, Chef des Gesamtbetriebsrats, in einer ersten Reaktion. Markenexperten wie Manfred Gotta gratulieren Otto zu dem Schritt. „Das ist ein sehr kluger Schachzug. Nun hat der Konzern zwei Optionen. Sie können die Marke blockieren oder neu positionieren“, sagte Gotta, der bekannte Markennamen wie Twingo oder Smart erfunden hat.

Welche Ziele Otto mit dem Erwerb verfolgt, ist noch unklar. „Mit dem Kauf wollten wir zunächst verhindern, dass die Marke der Konkurrenz in die Hände fällt“, erklärte der Sprecher von Otto. Ob und wie die Marke Quelle genutzt werde, sei jedoch noch nicht entschieden. Unter dem Konzerndach der Hamburger sind bereits zahlreiche Marken angesiedelt. Manche davon wurden auch umgewandelt, etwa die Marke Schwab von einem Universal- zu einem Spezialversand.

Ernst Sindel rechnet damit, dass der Name Quelle künftig keine Rolle mehr spielen wird. „Ich wage zu bezweifeln, dass Otto mit unserem Namen Geschäfte machen will“, sagte der Betriebsratschef. Für Manfred Gotta wäre das ein Fehler, denn trotz Insolvenz und Abwicklung hält er den Namen des fränkischen Versandhauses nach wie vor für wertvoll. „Quelle ist immer noch eine Ikone“, sagte Gotta. Der Name habe beinahe einen volkstümlichen Klang und stehe für interessante Preise und zum Teil gute Produkte. Wer den Namen weiterführe, könne mit einem positiven Echo der Bevölkerung rechnen.

Neben dem Namen übernimmt Otto auch das gesamte Russland-Geschäft des insolventen Konkurrenten. Der Kauf schließt auch die Eigenmarken von Quelle wie Privileg für den deutschen, den russischen und andere osteuropäische Märkte ein. Damit will Otto vor allem seine führende Stellung auf dem russischen Wachstumsmarkt absichern. Die Sortimente von Otto und Quelle umfassen in Russland vor allem Mode, Schuhe, Haus- und Heimtextilien, sodass sich wohl große Einsparpotenziale ergeben. Derzeit erreicht Quelle in Russland einen Umsatz von etwa 170 Millionen Euro, bei Otto sind es 200 Millionen Euro.

Die rund 280 Quelle-Mitarbeiter in Russland können ihre Arbeitsplätze behalten, wie der Otto-Sprecher erklärte. Für die Jobs bei Quelle in Deutschland ist der Verkauf der Russland-Sparte wohl eine weitere schlechte Nachricht. Betriebsratschef Sindel hatte gehofft, die Osteuropa-Sparte an einen Investor zu verkaufen, der dafür auch hierzulande Mitarbeiter benötigen würde. Otto steuert sein Auslandsgeschäft selbst und wird die entsprechenden Stellen in Fürth nicht übernehmen. Der Verkauf soll zum Januar 2010 wirksam werden, wenn die Abwicklung von Quelle voraussichtlich abgeschlossen ist. Bis dahin werden die russischen Quelle-Kunden noch über das Logistikzentrum in Leipzig versorgt.

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