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Die Fluglinie fällt derzeit durch viele Ausfälle und Pannen auf.

© dpa

Ausweichlandung: Easyjet-Flug nach Berlin endet in Zürich

Risse in einer Cockpitscheibe zwangen den Piloten einer Easyjet-Maschine auf dem Flug nach Schönefeld vorzeitig zur Landung. Damit endeten die Probleme noch nicht. Die Passagiere kamen erst 27 Stunden später an.

Berlin - Die britische Billigfluggesellschaft Easyjet bekommt ihre Serie von Verspätungen und Ausfällen nicht in den Griff. Diese Erfahrung mussten Passagiere mit dem Ziel Berlin am Wochenende machen. Der Flug EZS 9591 war am Sonnabend planmäßig in Genf gestartet und sollte um 15.15 Uhr in Berlin-Schönefeld landen. Kurz nach dem Start stellten die Crew Risse in der Scheibe am Cockpit des Airbus A319 fest. Der Pilot entschied sich zu einer „Ausweichlandung“ in Zürich, wie Passagiere dem Tagesspiegel mitteilten. Der Flughafen Zürich bestätigte die Angaben.

„Nach der Landung erhielten wir über Stunden nur spärliche und sich widersprechende Informationen“, sagte Passagierin Luise Wunderlich dem Tagesspiegel per Handy aus Zürich mehr als 24 Stunden später. Die Passagiere hätten vergeblich nach einem Easyjet-Schalter gesucht und dann versucht, per Handy die Telefonhotline von Easyjet zu erreichen, sagte die 27-Jährige. Dort muss man sich allerdings durch ein von einer Computerstimme geführtes Menü durchfragen. Niemandem sei es gelungen, weiterführende Informationen zu erhalten.

Dann halfen Mitarbeiter des Dienstleisters Swissport mit Getränkegutscheinen aus. Etwa alle 90 Minuten konnten sich die Passagiere einen Coupon im Wert von sieben Franken (5,22 Euro) abholen. „Die Leute waren freundlich zu uns, aber für den Betrag bekommt man an dem Flughafen kaum mehr als einen Kaffee“, sagte Fluggast Wunderlich. Bei vielen Gestrandeten entstand der Eindruck, die Helfer seien Mitarbeiter des Flughafens Zürich. Easyjet-Sprecher Oliver Aust betonte gestern, dass Swissport im Auftrag seiner Fluggesellschaft handele. Insofern seien die Gäste auch von Easyjet betreut worden. Wunderlich sagte, die Swissport-Mitarbeiter hätten mehrfach betont, dass sie keine Repräsentanten der Fluglinie seien und auch bei Umbuchungswünschen nicht helfen könnten.

Am Samstagabend wurden Passagiere per Bus in ein Hotel in Zürich gefahren und dort am Sonntag um 5 Uhr geweckt, da es hieß, um 9.30 Uhr könne der Flug starten. Doch die Maschine war noch nicht repariert. Als es gegen Mittag hieß, dass Easyjet eine Ersatzmaschine aus Genf schicke, die „wohl am späten Nachmittag“ nach Berlin fliegen werde, seien einige Passagiere laut geworden. „Ein paar Frauen haben auch angefangen zu heulen“, berichtete Wunderlich.

Am Nachmittag hob die Ersatzmaschine ab. An Bord forderten Reisende die Crew auf, Getränke ausnahmsweise kostenlos zu verteilen. Das lehnte diese ab. Lediglich am Flughafen verteilte Gutscheine wurden als Zahlungsmittel akzeptiert. Die Maschine landete gegen 18.30 Uhr in Schönefeld – mehr als 27 Stunden nach Plan. Luise Wunderlich hatte rund 200 Franken (rund 150 Euro) für Hin- und Rückflug gezahlt, wolle aber „nie wieder“ mit Easyjet reisen.

Easyjet-Sprecher Aust entschuldigte die Unannehmlichkeiten. Die Mitarbeiter hätten aber richtig gehandelt, da jeder Defekt sofort überprüft werden müsse. Auch die Betreuung habe funktioniert. Es sei lediglich zu bedauern, dass die Passagiere zu früh zum Flughafen gebracht worden sind, obwohl die Maschine nicht einsatzbereit war. Kevin P. Hoffmann

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