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Wirtschaft: Authentos braucht Geld

Mutterkonzern der Bundesdruckerei erwartet hohen Verlust

Berlin (va/po/HB). Die schwer verschuldete AuthentosGruppe muss einen zusätzlichen Kredit in Höhe von 70 Millionen Euro aufnehmen. Dies sei auf der Aufsichtsratssitzung am Freitag beschlossen worden, erfuhr das Handelsblatt aus Kreisen des Authentos-Konzerns, zu dem die Bundesdruckerei sowie der Kartenhersteller Orga gehört. Der Konzern erwarte für 2002 einen Verlust von über 100 Millionen Euro, den er aus eigener Kraft nicht decken kann, hieß es.

Der Bund hatte die Gruppe Ende 2000 an Finanzinvestoren verkauft. Besonders wegen der Krise im Mobiltelefon-Kartengeschäft war Authentos in Schwierigkeiten geraten und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2001 einen Konzernfehlbetrag von rund 450 Millionen Euro. Auch Tilgungs- und Zinszahlungen als Folge der Privatisierung drückten das Ergebnis. Eine Rettung von Bund, Gläubigern und Finanzinvestoren scheiterte – die Finanzinvestoren stiegen aus. Bis Ende nächsten Jahres soll nun Authentos verkauft werden. Die Gruppe gehört heute dem größten Gläubiger, der Landesbank Hessen Thüringen (Helaba). 96 Prozent der Anteile sind bei einer Vermögensgesellschaft der Anwaltskanzlei Clifford Chance Pünder geparkt. Die erst nach der Privatisierung zugekaufte britische SPS, die Pässe herstellt, wird sich wieder verselbstständigen. Deswegen stehen nur die beiden anderen großen Gesellschaften der Authentos-Gruppe, die Bundesdruckerei und die angeschlagene Orga Kartensysteme, zum Verkauf. „Der Verkaufsprozess läuft seit einigen Wochen, die Resonanz ist recht positiv", sagte Heinz-Günter Gondert, Partner bei Clifford Chance Pünder dem Handelsblatt.

Aus Authentos-Kreisen war allerdings zu erfahren, dass die Preisvorstellungen der Helaba noch zu hoch liegen. Bei der Helaba stehen noch Forderungen in Höhe von 300 Millionen Euro an Authentos in den Büchern. In Marktkreisen wird der Wert der Gruppe ohne SPS auf unter 150 Millionen Euro geschätzt. Würde die Helaba einem Preis in dieser Größenordnung zustimmen, so müsste sie ihre Forderungen wertberichtigen.

Um die Firma möglichst marktfähig zu machen, setzt das von der Helaba berufene Authentos-Management auch auf Kostenersparnisse. Der Konzern, der derzeit etwa 3500 Mitarbeiter beschäftigt, baut Personal ab und plant weitere Entlassungen. Die Lage im Konzern bleibt kritisch. Aus Authentos-Kreisen verlautete, das Management erwarte für 2002, dass der Umsatz auf knapp 490 Millionen Euro von rund 608 Millionen Euro im Vorjahr sinken wird.

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