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Auto-Krise: Dreikampf um Opel

Die Frist für Opel-Investoren läuft in Kürze aus. In letzter Minute hat eine belgische Beteiligungsgesellschaft ihr Interesse an dem Autobauer bekundet. Weiter im Rennen: Fiat und Magna.

Nach Insider-Informationen will die belgische Beteiligungsgesellschaft RHJ ein Angebot abgeben. Auch ein Sprecher des amerikanischen Mutterunternehmens General Motors (GM) gab an, der Konzern erwarte mindestens drei Offerten für Opel. Die Frist für die Abgabe verbindlicher Konzepte für einen Einstieg bei der GM-Tochter läuft bis zum heutigen Mittwochabend.

Arbeitsminister Olaf Scholz sagte, eine Vorentscheidung über die Zukunft von Opel müsse spätestens bis Anfang nächster Woche fallen. Dazu seien weitere Spitzentreffen in der Regierung geplant. Zuvor hatte in Berlin Kanzlerin Angela Merkel mit Ministern über die Opel-Zukunft beraten. An dem einstündigen Gespräch im Kanzleramt nahmen neben Scholz auch Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Finanzminister Peer Steinbrück teil. Weitere Details aus dem Gespräch wurden zunächst nicht bekannt. Die Teilnehmer verließen im Anschluss an das Treffen wortlos das Kanzleramt.

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Fiat-Chef Sergio Marchionne hat sich bereits am Dienstagabend mit Guttenberg getroffen, um über Opel zu sprechen. "Er hat Guttenberg auch was mitgebracht", hieß es aus Insiderkreisen in Bezug auf die verlangten detaillierten Konzepte für einen Einstieg bei Opel. Marchionne habe noch einmal dargelegt, wie die Fiat-Pläne mit Opel im Falle eines Engagements aussähen.

Unterdessen haben sich Opel-Länder und Banken Kreisen zufolge auf einen sechsmonatigen Brückenkredit für Opel über 1,5 Milliarden Euro geeinigt. Die Bundesländer sollen - abhängig von der Zahl der Beschäftigten - zusammen 750 Millionen Euro tragen, den Rest stemmt offenbar die Förderbank KfW. Mit dem Geld soll die von der Bundesregierung geplante Treuhandlösung finanziert werden, sofern ein tragfähiges Konzept eines Interessenten vorliegt. Mit dem Treuhandmodell soll Opel aus dem Gesamtkonzern herausgelöst werden, um negative Auswirkungen einer wahrscheinlichen GM-Insolvenz auf die deutsche Tochter zu vermeiden.

Thüringen will sich nach Angaben von Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz mit 40 bis 60 Millionen Euro an dem Überbrückungskredit beteiligen. Rheinland-Pfalz will laut Landeswirtschaftsminister Hendrik Hering rund 100 Millionen bereitstellen, Nordrhein-Westfalen mit 150 Millionen beispringen. Auf Hessen dürfte damit mit 450 Millionen Euro der größte Teil zukommen. In der Staatskanzlei und bei der Landesbank Helaba, sowie bei der KfW war zunächst niemand zu erreichen.

Eine endgültige Entscheidung über einen Investor für Opel dürfte sich noch verzögern. "Dieser Prozess wird mehrere Wochen dauern, bis man sich auf eine finale Entscheidung einigt", sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz. Entscheidend sei, ob ein Investor eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) abgebe, auf deren Basis weitergearbeitet werden könne. Am kommenden Dienstag will sich Opels europäischer Betriebsrat von den Opel-Interessenten in Rüsselsheim deren Konzepte erläutern lassen. "Magna hat zugesagt, von Fiat habe ich nichts gehört", sagte Franz.

Auch Reinholz sagte, er erwarte keine Entscheidung über die vorgelegten Konzepte für einen Einstieg bei Opel vor Ende August. GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster dämpfte die Erwartungen. "Ein Investorenprozess wird sich möglicherweise bis ins vierte Quartal hinein ziehen, denn es handelt sich um einen komplexen Verkaufsprozess", sagte er.

Eine Delegation mit Vertretern des Kanzleramts sowie des Wirtschafts- und Finanzministeriums reist möglicherweise am Wochenende erneut nach Washington, um die Verhandlungen voranzubringen. Voraussetzung für das Treuhandmodell ist laut Guttenberg, dass Opel-Interessenten zukunftsträchtige Konzepte vorlegen. Sollte es diese Konzepte nicht geben, hält Guttenberg auch eine "geordnete Insolvenz" des deutschen Autobauers für denkbar. (dpa/rtr)

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