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Autobauer: Opel braucht weniger Geld

Der Autobauer will den zugesagten Staatskredit nicht voll ausschöpfen - obwohl der Konzern täglich einen Millionenbetrag verbrennt. Die Verkaufsverhandlungen verlaufen weiter schleppend.

Frankfurt am Main - Opel hat einen größeren finanziellen Spielraum als bisher bekannt. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen plant der Autobauer, den zugesagten staatlichen Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro nicht voll auszuschöpfen. Dies habe Finanzchef Marco Molinari dem Aufsichtsrat auf einer regulären Sitzung am Freitag als interne Finanzplanung dargelegt, erfuhr das „Handelsblatt“ von mehreren mit der Situation vertrauten Personen. Demnach plant Opel, nur rund 1,2 Milliarden Euro der Finanzhilfe zu ziehen. Der Rest soll als Reserve dienen, falls sich die wirtschaftliche Situation in den kommenden Monaten verschlechtert. Opel und der US-Mutterkonzern General Motors (GM) wollten die Informationen auf Anfrage nicht kommentieren.

Der Zeitdruck für eine Einigung auf einen Investor ist damit geringer als gedacht, obwohl Opel momentan nach Angaben aus Unternehmenskreisen täglich einen Millionenbetrag verliert. Opel weist zwar Berichte zurück, wonach der Autobauer täglich bis zu sechs Millionen Euro verbrennt. Aber den Angaben von Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU), dass der Autobauer derzeit täglich rund drei Millionen Dollar – gut zwei Millionen Euro – verliere, wird intern nicht widersprochen.

Die Bundesregierung hatte Opel nach einer vorläufigen Einigung zwischen GM und dem kanadisch-russischen Konsortium um den Zulieferer Magna Ende Mai einen Überbrückungskredit zur Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit gewährt, dessen erste Tranche von 300 Millionen Euro bereits ausgezahlt wurde. Im Opel- Aufsichtsrat wächst aber die Unzufriedenheit über die laufenden Verhandlungen. Ein Vorstoß der Arbeitnehmerseite im Gremium, künftig auch das Opel-Management und Europa-Boss Carl-Peter Forster in die Gespräche zwischen GM und Magna einzubeziehen, scheiterte jedoch am Widerstand der GM-Vertreter in dem Gremium, wie mit der Situation vertraute Personen berichteten. Nach Angaben des Bochumer Betriebsrates und Aufsichtsrats Rainer Einenkel soll der Opel-Verkauf an Magna bis Mitte September unter Dach und Fach sein, ein Vorvertrag aber bereits am 15. Juli geschlossen werden. Bisher existiert nur eine unverbindliche Absichtserklärung. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte daher vorige Woche in einem Tagesspiegel-Interview betont, dass noch alles offen sei.

Die Politik dringt darauf, noch vor der Bundestagswahl am 27. September eine endgültige Lösung zu präsentieren. Die Nervosität steigt auch auf Seiten der Belegschaftsvertreter, die sich relativ offen auf die Seite von Magna geschlagen haben. Die IG Metall warnte davor, die Verhandlungen mit den Interessenten in die Länge zu ziehen. „Fakt ist, dass wir für New Opel bald eine Einigung brauchen“, sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild.

In Verhandlungskreisen heißt es unverändert, dass Magna die besten Aussichten hat, den Zuschlag zu erhalten. Die Gespräche seien weit gediehen, und bisher habe sich kein unüberwindlicher Stolperstein abgezeichnet, sagten mit den Verhandlungen vertraute Personen. Doch auch der russische Partner, die Sberbank, will sich nicht auf einen Erfolg festlegen. Demonstrativ flirtet GM derzeit mit dem Finanzinvestor Ripplewood und dem chinesischen Hersteller BAIC. So ist aus GM-Kreisen nun zu hören, dass man auch mit ihnen unverbindliche Absichtserklärungen anstrebe – offenbar, um Magna zu Zugeständnissen zu veranlassen. Eine Delegation von BAIC prüfte vergangene Woche intensiv die Bücher von Opel und führte in Rüsselsheim Gespräche mit Managern. HB/Tsp

Carsten Herz

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