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Autobauer: Russische Gaz bestätigt Interesse an Opel

Im Bieterstreit um Opel hat Fiat-Konkurrent Magna jetzt eine weitere Karte aufgedeckt. Jetzt geht auch der russische Autobauer Gaz in die Offensive.

Im Bieterstreit um Opel hat Fiat-Konkurrent Magna jetzt die russische Karte aufgedeckt. Einen Tag nach dem kanadisch- österreichischen Zulieferer ging auch der mit Magna verbundene russische Autobauer Gaz erstmals in die Offensive. Das Unternehmen bestätigte gegenüber dem „Handelsblatt“, zu einem Konsortium eingeladen zu sein, das für Opel bietet. Der Konzern, der zum Firmenimperium des in finanzielle Schieflage geratenen russischen Milliardärs Oleg Deripaska gehört, werde die Einladung prüfen, sagte ein Sprecher. Der Konzern werde aber keinen finanziellen Beitrag leisten, sondern die Produktionsstätten für den Bau neuer Modelle für Russland und die Länder der Ex-Sowjetunion stellen und Vertrieb und Service übernehmen.

Das Feld der Interessenten für Opel gewinnt damit weiter an Kontur. Bisher hatte es lediglich in politischen Kreisen geheißen, dass Magna zusammen mit Gaz und der russischen Sberbank an einer Beteiligung an Opel interessiert sind. Gaz kämpft selbst ums Überleben und hatte bisher ein Interesse dementiert. Russlands größte Geschäftsbank verweigert jeden Kommentar. Experten können sich ein Engagement der staatlich kontrollierten Bank jedoch vorstellen.

Magna ist nach dem Vorstoß von Fiat- Chef Sergio Marchionne in Berlin in Zugzwang geraten. Branchenkreise erwarten, dass der Konzern, der eifrig an einem Detailkonzept feilt, sehr bald einen Übernahmeplan vorlegen könnte. Ein Magna-Sprecher wollte dazu nicht Stellung nehmen. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte Anfang der Woche Magna aufgefordert, weitere Einzelheiten zu seinem bisher vorgelegten Grobkonzept für Opel zu nennen. Bisher ist über die Absichten des Zulieferkonzerns noch relativ wenig bekannt. Das Unternehmen, das den Opel-Mutterkonzern GM als seinen wichtigsten Kunden nennt, strebt nach eigenen Angaben nur eine Beteiligung von weniger als 20 Prozent an Opel an.

Laut Magna-Eigentümer Frank Stronach verfügt das Unternehmen über Barreserven von rund 1,5 Milliarden Dollar. Berichten zufolge will Magna 19,1 Prozent an Opel übernehmen, weitere 31 Prozent sollen von Gaz und der russischen Sberbank erworben werden.

Die Investorensuche für Opel nähert sich damit der Zielgeraden. In Opel-Aufsichtsratskreisen wird erwartet, dass eine Vorentscheidung über einen neuen Investor bereits in den kommenden zwei Wochen fällt. Fiat wies unterdessen einen Bericht zurück, der Konzern verfolge bei einer Übernahme von Opel und des übrigen Europageschäfts von GM drastische Sparpläne. Am Mittwoch erklärte Fiat-Chef Marchionne zudem, dass er auch an der zum Verkauf stehenden schwedischen GM-Tochter Saab interessiert sei.

In Berlin wächst derweil die Verärgerung über die widersprüchlichen Informationen zu Fiat und Opel. Damit steigen Magnas Chancen. Der Zulieferer werde in der Regierung zunehmend wohlwollend betrachtet, hieß es. Allerdings legte der Konzern am Mittwoch schlechte Zahlen vor: Durch einen drastischen Umsatzeinbruch lag das Minus im ersten Quartal unterm Strich bei 200 Millionen Dollar. HB

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