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Autobranche: VW plant US-Werk mit Porsche und Audi

Das neue Autoreich von Porsche und Volkswagen nimmt Gestalt an. Der VW-Konzern plant ein neues Werk in den USA, in dem erstmals Volkswagen, Audi und sogar Porsche in einer Fabrik Fahrzeuge produzieren könnten.

Wolfsburg -VW-Chef Martin Winterkorn treibt das Projekt mit Macht voran. „Noch vor der Sommerpause im Juli werden wir das Thema US-Werk zur Entscheidung in den Aufsichtsrat bringen“, sagte Winterkorn dem „Handelsblatt“. Die Produktion solle bereits im Jahr 2010 anlaufen.

Europas größter Autobauer legt sich damit erstmals auf einen konkreten Zeitplan für sein US-Engagement fest. Widerstand aus dem Aufsichtsrat muss Winterkorn nicht fürchten. Vorsitzender des Kontrollgremiums ist Ferdinand Piëch, der gemeinsam mit der Familie Porsche den Zuffenhausener Sportwagenhersteller beherrscht. Porsche ist seit 2005 größter VW-Aktionär und strebt die Mehrheit an. Auch der VW-Betriebsrat signalisiert seine Zustimmung zu den US-Plänen.

Vor zehn Jahren hat VW hat sein letztes US-Werk Westmoreland im Bundesstaat Pennsylvania geschlossen und die Anlagen nach China verschifft. In den vergangenen fünf Jahren hat der Konzern in den USA rund 3,5 Milliarden Dollar verbrannt. Lücken in der Modellpalette, Schwächen im Vertrieb, der niedrige Dollarkurs und Rabattschlachten warfen die Wolfsburger zurück. Der Absatz ist seit 2001 um ein Drittel gesunken. Winterkorn will die Gewinnschwelle in den USA „noch in diesem Jahrzehnt“ erreichen.

Der Konzernbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh kündigte an, bereits im Juni Gespräche mit den US-Gewerkschaftskollegen zu führen. Winterkorn habe eine überzeugende US-Strategie vorgelegt. Für welchen US-Standort sich VW entscheidet, ist noch unklar. Die Bundesstaaten Alabama, Tennessee und Michigan sind in der Endrunde. Offenbar geht nun darum, wo es die besten finanziellen Bedingungen gibt.

VW will in den nächsten Jahren den japanischen Branchenführer Toyota bei Absatz und Ertrag von der Weltspitze verdrängen. Das geht nur durch erhebliche Fortschritte in den USA, wo das Geschäft von VW schwach ist. Der Konzern hat sich für den US-Markt ehrgeizige Ziele gesetzt: In den nächsten zehn Jahren soll der Jahresabsatz der Kernmarke VW von derzeit 240 000 auf 800 000 Autos steigen.

Ohne ein neues Werk in den USA ist das nicht denkbar. Mit der neuen Fabrik will Winterkorn auch die Belastungen durch den schwachen Dollarkurs in den Griff bekommen. Außerdem verspricht sich VW von der gemeinsamen Produktion mit der Ingolstädter Premiumtochter Audi deutlich niedrigere Kosten. „Wir prüfen, ob wir dort die nächste Generation eines SUV (schwerer Geländewagen) von Audi gemeinsam mit unseren Fahrzeugen produzieren können“, sagte Winterkorn. Das wäre sicher die kostengünstigere Variante gegenüber einem eigenen Audi-Werk. Aus Unternehmenskreisen erfuhr das „Handelsblatt“, dass an dem neuen US-Standort auch Porsche-Modelle gebaut werden sollen. Winterkorn hält sich noch bedeckt. Die Neuauflagen von Audi Q7 und Porsche Cayenne könnten nicht vor Mitte des nächsten Jahrzehnts in den USA gebaut werden, sagte er. hz/mcs (HB)

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