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Wirtschaft: Autofahrer müssen mehr zahlen

MÜNCHEN (tmh). Autofahrern drohen weitere Prämienerhöhungen in der Kfz-Versicherung.

MÜNCHEN (tmh). Autofahrern drohen weitere Prämienerhöhungen in der Kfz-Versicherung. Bereits im laufenden Jahr haben die Autoversicherer in dieser für sie hochdefizitären Sparte Beitragserhöhungen von fünf bis acht Prozent auf den Weg gebracht, berichtete der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in München. Im kommenden Jahr müsse mit weiteren Verteuerungen gerechnet werden.Die Branche steht unter Druck. Wie der Vorsitzende des Hauptausschusses Schaden im GDV, Bruno Gas, mitteilte, schreiben die Versicherungsgesellschaften tiefrote Zahlen. Mußten die Kfz-Versicherer 1998 noch ein Minus von 2,3 Mrd. DM verkraften, rechnen sie für das laufende Jahr im eigentlichen Versicherungsgeschäft sogar mit einem Verlust von fast vier Mrd. DM. Allein die Kfz-Haftpflicht hat im vergangenen Jahr branchenweit 3,2 Mrd. DM Miese verursacht. Trotz der Prämienerhöhungen dürfte dieses Defizit 1999 auf rund 3,8 Mrd. DM steigen.Auch ein neues Kasko-Modell, das die Branche für 2001 plant, wird den Unternehmen keine Gewinne bescheren. Denn die Kasko-Reform soll beitragsneutral sein und für die Versicherten insgesamt keine Beitragserhöhung bringen, versprach Gas. Es werde aber bisherige Unstimmigkeiten beseitigen, bei denen bei einigen Modellen eine Vollkaskoversicherung billiger war als Teilkasko. Teil- und Vollkasko sollen künftig Grund- und Unfallkasko heißen.Verantwortlich für die Misere bei der Kfz-Versicherung sei der immense Wettbewerbsdruck in Form von Rabatten und Beitragssenkungen, sagte Gas. Dieses Jahr komme noch ein steigender Schadensaufwand dazu. Bislang habe das Schadensvolumen 1999 um rund sechs Prozent zugenommen. Unter dem Strich dürfte in dieser Periode auch die bislang versicherungstechnisch profitable Sparte Vollkasko mit minus 300 (Vorjahr plus 400) Mill. DM in die roten Zahlen rutschen. Nur bei Teilkasko rechnet der GDV noch mit Gewinnen von 300 (500) Mill. DM. Die Versicherer stünden aber nicht vor einem Kollaps, betonte Gas, die Branche habe einen langen Atem. Schließlich hätten die heimischen Konzerne durchweg dicke Finanzpolster und ihre Verluste im Versicherungsgeschäft durch Kapitalmarktgeschäfte überkompensieren können. Falls der Börsenboom abflaut, könne es für die Gewinne der Versicherungskonzerne im Jahr 2000 aber "enger werden", warnte Gas.Die angespannte Lage spiegelt auch die Beitragsentwicklung für Kfz-Policen wider. 1999 dürften die Kraftfahrversicherungen 1,3 (Vorjahr 3,9) Prozent weniger Einnahmen bringen und nur noch 38,5 Mrd. DM umsetzen. Damit bilden sie weiter den Löwenanteil in der Schaden- und Unfallversicherung, deren Umsätze 1999 insgesamt bundesweit um eine Mrd. DM auf 92,3 Mrd. DM schrumpfen sollen. Dafür sei vor allem das Sorgenkind Kfz-Versicherung verantwortlich, woran auch einige Lichtblicke nichts ändern können, bedauerte Gas. So sei seit der Einführung der Wegfahrsperre der Autoklau in Deutschland um fast die Hälfte zurückgegangen. Ferner habe die neue Alkoholgrenze von 0,5 Promille zu einem Rückgang alkoholbedingter Unfälle um 13 Prozent und fast ein Viertel weniger Tote gesorgt. Die neue Regelung habe rechnerisch 500 Menschenleben gerettet. Zugleich forderte Gas eine Verschärfung der Gesetze mit Fahrverboten für Alkoholsünder. Auch das Telefonieren mit Handy im Auto will der Verband reglementieren.An den deutschen Autobahnen sollen von September an die ersten Notrufsäulen auf die Call-Center des Verbandes umgestellt werden. Der GDV hatte das Pannensystem mit rund 14 000 Meldern im Frühjahr vom Bund gegen den harten Konkurrenten ADAC erworben. Bis März 2001 sei die Umstellung abgeschlossen, sagte Gas. Zusätzlich werde eine Notrufnummer per Telefon angeboten.

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