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© dpa

Autoindustrie in Aufregung: Tag der Entscheidung

Die Aufsichtsräte von Porsche und VW tagen am 23. Juli. Porsche-Betriebsrat Hück attackiert indes Ministerpräsident Wulff: Er habe habe versucht, bei Banken Stimmung gegen Porsche zu machen, damit der Autobauer kein Geld mehr bekommt.

Dramatisches Ringen um die Zukunft von Porsche: Das verschuldete Unternehmen arbeitet mit Hochdruck an einer Teilentschuldung mit Hilfe der Eigentümerfamilien. Verhandelt wird offenbar über eine Kapitalerhöhung in Höhe von bis zu fünf Milliarden Euro, die mit Hilfe der Familien Porsche und Piëch realisiert werden soll. Außerdem soll nach den Plänen von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking das Emirat Katar durch einen Kauf von Anteilen sieben Milliarden in die Kassen spülen. Ein Bericht, wonach Wiedeking bei Porsche ausscheide, wurde vom Unternehmen umgehend dementiert und als „Mobbing“ zurückgewiesen. Die „WirtschaftsWoche“ hatte gemeldet, der Manager würde das Unternehmen verlassen. „Das ist ein ganz hartes Dementi“, sagte der Porsche-Sprecher. „Hier wird ein Medienkrieg geführt.“

Porsche ächzt unter einem Schuldenberg von rund zehn Milliarden Euro in Folge der Übernahme von 51 Prozent der VW-Aktien und Optionen auf weitere rund 24 Prozent. Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück nahm am Mittwoch die Familien in die Pflicht. Er erwarte von ihnen, dass sie sich an einer Kapitalerhöhung beteiligten, sagte Hück, der auch stellvertretender Porsche-Aufsichtsratsvorsitzender ist. Zudem hätten die Eigentümer versprochen, auch künftig die Eigenständigkeit Porsches zu sichern.    

„ein Einstieg von VW würde am Ende für beide Belegschaften Nachteile bringen“

Dagegen steht der VW-Plan: Volkswagen will knapp die Hälfte der Porsche AG übernehmen, in der das Autogeschäft gebündelt ist. Der Sportwagenbauer soll als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert werden. Hück sagte dazu, „ein Einstieg von VW würde am Ende für beide Belegschaften Nachteile bringen“. Auch Wiedeking will diese Variante mit allen Mitteln verhindern.

Die Lösung des Konflikts liegt bei den Familien Porsche und Piëch, die seit Monaten um eine Lösung ringen. VW berief für den 23. Juli eine Sondersitzung des Aufsichtsrats in Stuttgart ein. An dem Tag gibt es auch eine Porsche-Aufsichtsratssitzung, ebenfalls in Stuttgart. In beiden Gremien spielt Ferdinand Piëch eine entscheidende Rolle, bei VW leitet er das Kontrollgremium, bei Porsche ist er als Miteigentümer im Aufsichtsrat vertreten. In Porsche-Kreisen hieß es am Mittwoch, es werde mit einer Grundsatzentscheidung der Familien noch vor dem 23. Juli gerechnet.   

Wulff zeigt sich zuversichtlich

Porsche-Betriebsrat Hück nahm sich am Mittwoch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) vor. Dieser habe versucht, bei Banken Stimmung gegen Porsche zu machen, damit der Autobauer kein Geld mehr bekommt. „Wulff will Porsche kaputtmachen, um uns danach billig einzukaufen“, sagte Hück. Bundeskanzlerin Angela Merkel solle ihren Parteifreund „in die Schranken weisen“.  

Die niedersächsische Staatskanzlei wies die Angriffe zurück. „Uwe Hück fürchtet offenbar um Privilegien. Anders lassen sich seine Polemik und seine unwahren Behauptungen kaum erklären“, erklärte Wulffs Sprecher. Wulff habe sich in seiner Funktion als VW-Aufsichtsrat erfolgreich für Kredite von VW an Porsche eingesetzt. Der Ministerpräsident kündigte gleichzeitig Widerstand gegen eine Übernahme von Volkswagen durch Porsche an. Er drohte Wiedeking indirekt mit seinem Einfluss auf mögliche Geldgeber. „Meine Mittel sind die sehr guten Kontakte zu arabischen Investoren und das VW-Gesetz, wonach Niedersachsen mit 20 Prozent Aktien eine Sperrminorität hat“, sagte Wulff dem Onlineportal süddeutsche.de. Der Politiker zeigte sich zuversichtlich, „dass wir in den nächsten Tagen zu einem integrierten Konzern VW/Porsche kommen, in dem die Familien Piëch und Porsche die Mehrheitsaktionäre sind und zu Niedersachsen noch Katar als Aktionär hinzukommt“. (dpa/Tsp)

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