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Hildegard Müller ist seit Februar Präsidentin des Autoverbandes. Die Bosse der Konzern erwarten von der früheren CDU-Politikerin, dass sie bei der Politik eine Kaufprämie durchsetzt.

© dpa

Autoindustrie in der Coronakrise: Ausgebremst

IG Metall und Autoverband werben für die Kaufprämie, Konzerne kündigen Massenentlassungen an.

„Die Einschläge kommen näher“, hieß es Freitag in Verbandskreisen zu den neuesten, schlechten Nachrichten aus der Branche. Nissan schließt ein Werk in Barcelona und Renault will die Produktion um ein Fünftel in den kommenden drei Jahren zurückfahren; 15000 Arbeitsplätze sind bedroht. In einer ähnlichen Größenordnung bewegen sich die Kürzungspläne beim Getriebekonzern ZF Friedrichshafen, und bei BMW stehen 6000 Stellen zur Disposition. „Die Konjunktur braucht jetzt dringend einen kräftigen Schub, nur so können wir verhindern, dass aus der Rezession eine lange Phase der Depression wird“, sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Autoindustrie (VDA), am Freitag. Viele Unternehmen und Tausende Arbeitsplätze stünden auf der Kippe. „Wenn wir nicht gegensteuern, droht eine Abwärtsspirale“, sagte Müller mit Blick auf die Diskussion über die Inhalte des Konjunkturpakets, das die große Koalition am kommenden Dienstag beschließen will.

90 Prozent der Beschäftigung hängt am Verbrenner

Müller hat die IG Metall an ihrer Seite. „Die Automobilindustrie ist eine Schlüsselindustrie in Deutschland. Wenn hier die Nachfrage einbricht, trifft das ganze Regionen und weitere Branchen – vom Werkzeugmaschinenbau bis zur Stahlindustrie“, sagte IG Metall-Chef Jörg Hofmann. Jeder vierte Euro industrieller Wertschöpfung hänge am Auto. „Deshalb wäre ein Kaufanreiz durch eine Umweltprämie der richtige Weg“, sagte der Metaller und nannte drei Bedingungen dafür. Die Prämie müsse zu einer deutlichen Minderung von CO2-Emissionen beitragen, die Beschäftigung stützen und technologieoffen sein. Auch Fahrzeuge mit emissionsarmen Verbrennungsmotoren sollten gefördert werden, „denn daran arbeiten 90 Prozent der Beschäftigten bei Herstellern und Zulieferern“, sagte Hofmann. Schließlich müssten sich die Autohersteller „substantiell“ an dem Rabattsystem beteiligen.

Müller zufolge entgehen dem Staat aufgrund der Absatzschwäche – im April war allein der europäische Automarkt um 76 Prozent zurückgegangen – jeden Monat Steuereinnahmen und Sozialabgaben in Milliardenhöhe. „Die Autoindustrie ist einer der Hebel, um die gesamte Volkswirtschaft anzukurbeln“, sagte Müller und betonte den Zusammenhang mit dem Klimaschutz. „Kaufprämien sind Treiber für Konjunktur und Klimaschutz.“ Damit die Prämie „in die Breite wirkt“, müssten auch Verbrenner gefördert werden.

4500 Renault-Jobs in Frankreich gefährdet

Frankreich hat im Kampf gegen die Coronakrise ein milliardenschweres Rettungspaket für die Autoindustrie angekündigt. Einen für Renault in Aussicht gestellten Hilfskredit über fünf Milliarden Euro macht die Pariser Regierung davon abhängig, dass sich der Konzern mit den Gewerkschaften über die Zukunft der Arbeitsplätze einigt. Nach Gewerkschaftsangaben sind allein in Frankreich rund 4500 Arbeitsplätze von den Sparplänen betroffen.

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