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Autoindustrie: Opel-Magna-Übernahme steht vor dem Aus

Sind alle Verhandlungen null und nichtig? General Motors will Opel nun doch nicht an Magna verkaufen, sondern den Autobauer mit Staatshilfen sanieren.

Spiegel Online

zufolge beabsichtigt das Führungsgremium von Eigentümer General Motors (GM), den Opel-Deal platzen zu lassen. Armin Schild, Opel-Aufsichtsrat und IG-Metall-Bezirksleiter in Frankfurt, bestätigte dies gegenüber ZEIT ONLINE im Grundsatz: "Es reicht! GM gefährdet bewusst und grob fahrlässig nicht nur die Zukunft der Marke und des Unternehmens, sondern die Zukunft von vielen Tausend Menschen. Die IG Metall ist nicht bereit und in der Lage, mit diesem Unternehmen auf dieser Grundlage zusammenzuarbeiten."

Auch Opel-Betriebsratschef Klaus kritisiert den amerikanischen Eigentümer. "Die Beschäftigten und die Gewerkschaften sind nicht bereit und willens, einen Cent an Arbeitnehmerbeiträgen für General Motors abzugeben", sagte Franz, der zugleich Vorsitzender des Europäischen GM-Betriebsrats ist. Franz kündigt an, dass die europäischen GM- Belegschaften auf keinen Fall wie bislang vorgesehen auf Lohn verzichten werden, wenn GM die Tochter nicht an das Magna-Sberbank- Konsortium verkauft: "Wir werden General Motors keinen Cent an Arbeitnehmerbeiträgen in den Rachen werfen", sagt Franz. Die Belegschaft sollte eigentlich zehn Prozent an "New Opel" bekommen und dafür auf jährlich 265 Millionen Euro Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten.

Eigentlich hätte der Verkaufsvertrag schon am vergangenen Donnerstag unterzeichnet werden sollen. Doch nun mehren sich die Stimmen derer, die gegen einen Verkauf des Rüsselsheimer Autobauers seien, berichtet Spiegel Online ohne Nennung von Quellen. Nachdem die Bundesregierung versichert hat, dass sie die versprochenen Kreditbürgschaften über 4,5 Milliarden Euro auch anderen Bietern gewährt hätte, wollten wichtige GM-Manager die Europa-Tochter nun behalten und selbst sanieren.

EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hatte Bedenken gegen den Verkaufsprozess geäußert, weil die Bundesregierung womöglich einseitig und damit unzulässig Einfluss darauf genommen habe. Landespolitiker hatten vor der Entscheidung erklärt, dass die Staatshilfen an einen Zuschlag für den Autozulieferer Magna und dessen russischen Partner Sberbank geknüpft seien. GM-Chefunterhändler John Smith schrieb in seinem Internet-Blog am Freitag, der Verwaltungsrat von GM werde am 3. November über die Verträge beraten. Vorher werde es keine Unterschriften geben. "In der Zwischenzeit geht die Arbeit weiter, um die verbliebenen offenen Punkte im Magna/Sberbank-Vorschlag zu lösen", schreibt Smith, Chefunterhändler für den Opel-Verkauf.

Die Bundesregierung hat jedoch keine Anzeichen für ein Scheitern des Opel-Verkaufs an den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna. Über einen Kurswechsel beim Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) sei nichts bekannt, hieß es in Berliner Regierungskreisen. Die Medienberichte enthielten nichts Neues. Seit langem ist bekannt, dass es im GM-Verwaltungsrat ein Lager gibt, das Opel als "Plan B" lieber unter dem eigenen Konzerndach sanieren würde.

GM fühlt sich jedoch laut Verhandlungskreisen unter Druck gesetzt. In dem monatelangen Bieterverfahren hatte GM lange Zeit den Finanzinvestor RHJI als Käufer bevorzugt. Die Gewerkschaften und die Bundesregierung bevorzugten dagegen vehement Magna, weil der Zulieferer weniger Stellen in Deutschland streichen wolle und ein besseres Sanierungskonzept habe. Magna will in Europa etwa 10.500 Jobs abbauen, davon etwa 4500 in Deutschland. Magna und die russische Sberbank wollen je 27,5 Prozent der Anteile an "New Opel" kaufen, GM will 35 Prozent behalten.

In Spanien erklärten sich die Madrider Zentralregierung und die Regierung der Region Aragón bereit, mit der deutschen Bundesregierung und den Verantwortlichen in den anderen Ländern mit Opel-Werken über eine Finanzierung der Hilfen zu verhandeln. Ein entsprechendes Schreiben sei an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegangen, teilte der Industrieminister von Aragón, Arturo Aliaga, am Freitag mit. In Spanien sollen 900 der bislang 7500 Arbeitsplätze des Werks bei Saragossa abgebaut werden.

Die Hessische Landesregierung zeigte sich besorgt über den neuerlichen Aufschub des Verkaufs von Opel. Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sei in großer Sorge, erklärte Regierungssprecher Dirk Metz am Freitag. Grund dafür sei, dass die vereinbarte Brückenfinanzierung durch Bund und Länder am 30. November auslaufe.

Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen kritisierte das Drängen der EU-Kommission. "Die Forderungen der EU-Kommission an GM sind für das Unternehmen aus rechtlicher Sicht ein sehr großes Risiko", sagte Dudenhöffer. Gerichtsprozesse und Schadensersatzzahlungen seien nicht auszuschließen. "Kein Unternehmen der Welt kann sich solche Risiken aufbürden."

Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, dpa

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