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Ghosn

© AFP

Autoindustrie: Paris moniert deutsche Abwrackprämie

Französische Autokonzerne bauen massiv Stellen ab. Unser Nachbarland verteidigt die Milliardenhilfen für die Autoindustrie offensiv gegen den Vorwurf des Protektionismus.

Paris - Der Minister für Wiederaufschwung, Patrick Devedjian, gab die Kritik an Deutschland zurück. Man müsse Initiativen abstimmen und „das Überbieten bei der Verschrottungsprämie vermeiden“, sagte Devedjian. Deutschland zahlt 2500 Euro Abwrackprämie, Frankreich 1000 Euro. „Protektionismus heißt, ausländischen Produkten oder Waren den Zugang zu verwehren“, sagte Devedjian. Bei den Milliardenhilfen für die Autoindustrie handele es sich dagegen „um einen Vertrag“. Die Unternehmen wollten Staatshilfen. „Es ist normal, dass der Staat eine Gegenleistung in Form von Arbeitsplätzen verlangt.“

Frankreich hatte Renault und PSA Peugeot Citroën je drei Milliarden Euro verbilligte Kredite gegen die Zusage gewährt, keine Fertigung zu verlagern und keine Mitarbeiter zu entlassen. Präsident Nicolas Sarkozy sagte dem „Nouvel Observateur“ zufolge in Kuwait: „Ich bin dafür verantwortlich, die Beschäftigung in Frankreich zu sichern.“ Es sei völlig normal, „dass wir mit allen Steuerzahlern wollen, dass die neuen Motoren in Werken in Frankreich gebaut werden. Das ist überhaupt nicht protektionistisch.“

Renault-Chef Carlos Ghosn bestätigte indes den protektionistischen Charakter der verbilligten Staatsdarlehen. „Sie werden sehen, dass andere Staaten folgen werden, und das erscheint mir normal“, sagte Ghosn. Die Furcht vor Protektionismus sei aber größer als der Protektionismus selbst. Wirtschaftsministerin Christine Lagarde lud ihren deutschen Amtskollegen nach Paris ein, um Berlin wegen der Autohilfen „zu beruhigen“. Protektionismus soll auch ein Thema des EU-Sondergipfels am 1. März werden.

Renault will 4000 Arbeitsplätze in seinen französischen Fabriken durch freiwillige Abgänge abbauen, doch Ghosn sähe es gern, wenn noch mehr Mitarbeiter von den Abfindungen Gebrauch machten. Christian Streiff, der Chef von PSA mit den Marken Peugeot und Citroën, hätte nichts dagegen, wenn bis zu 11 000 Stellen durch freiwillige Abgänge wegfielen. Das würde es gewaltig erleichtern, die Zusage gegenüber dem Präsidenten einzuhalten und Entlassungen zu vermeiden.

Anders als der Renault-Chef, dem der Staat mit einem Kapitalanteil von 15 Prozent immer noch reinreden kann, wehrte sich der PSA-Präsident gegen die von Sarkozy an den Kredit geknüpften Auflagen. Schließlich lenkte Streiff dann doch ein. Sarkozy musste seine Bedingungen freilich stark abschwächen. Der Verzicht auf Entlassungen bezieht sich zum Beispiel nur auf 2009. Danach werden sich Renault und PSA noch lange nicht erholt haben. Renault gab am Donnerstag sein Ziele für das laufende Geschäftsjahr auf. Gewinn und Absatz seien schlicht nicht wie geplant erreichbar, hieß es. Die Dividende wurde gestrichen. hhb/dpa

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