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Autoindustrie: Scania schlägt Angebot von MAN aus

Der schwedische Lastwagenbauer Scania hat das Übernahmeangebot seines deutschen Konkurrenten MAN abgelehnt. Auch Großaktionäre lehnten die Offerte ab.

Sodertälje/München - Die angesteuerte Übernahme des schwedischen Lastwagenbauers Scania dürfte für den Münchener Konkurrenten MAN zum Kraftakt werden: Nur wenige Stunden, nachdem MAN 9,6 Milliarden Euro für Scania geboten hatte, wies der schwedische Konzern das Gebot am Montag ohne Begründung zurück. MAN-Chef Hakan Samuelsson zeigte sich dennoch zuversichtlich, Scania übernehmen zu können. Beide Firmen zusammen ergäben die neue Nummer eins auf dem europäischen Markt für Nutzfahrzeuge vor DaimlerChrysler und dem Tandem Volvo-Renault. Weltweit wäre das fusionierte Unternehmen die Nummer drei.

Bis dahin bedarf es jedoch noch einiger Überzeugungskraft: Der Großteil der Scania-Aktien liegt in den Händen weniger Aktionäre, und einige von ihnen sind von der Offerte wenig begeistert. So hat sich neben der Chefetage von Scania auch die Familie Wallenberg, deren Stiftung knapp zehn Prozent der Stimmrechte hält, gegen das Übernahmeangebot ausgesprochen. Die einflussreiche Dynastie kontrolliert über die Gesellschaft Investor AB zudem weitere rund 19 Prozent an Scania. Sicher scheint derzeit lediglich, dass Renault seine fünf Prozent an Scania verkaufen will. Volkswagen, mit 34 Prozent der Stimmrechte größter Einzelaktionär von Scania, hat sich bislang nicht geäußert. "Wir sollten uns nicht auf die erste Reaktion konzentrieren", sagte Samuelsson. Es gelte nun, den Dialog mit den Eigentümern fortzusetzen und zu intensivieren. "Ich bin mir sicher, am Ende die Zustimmung der Investoren zu gewinnen."

48 Euro pro Aktie

Der Münchener Lastwagenbauer bietet den Anteilseignern von Scania 48 Euro pro Aktie. Damit sei MAN bereit, einen Aufschlag von mehr als einem Drittel auf den durchschnittlichen Scania-Aktienkurs der vergangenen drei Monate zu zahlen, erklärte der Konzern. In Stockholm kletterte der Scania-Aktienkurs am Montag leicht über diese Marke und nährte damit Spekulationen, MAN könnte sein Angebot noch erhöhen. Deren Aktie geriet daraufhin unter Druck und verlor zeitweise bis zu fünf Prozent.

Der Schwede Samuelsson, der einst selbst von Scania kam, erhofft sich von dem Zusammenschluss Einsparungen im Einkauf, Service, Vertrieb, in der Verwaltung sowie in Forschung und Entwicklung in einer Gesamtgrößenordnung von mindestens einer halben Milliarde Euro jährlich nach 2009. Dazu müssten keine Standorte geschlossen werden, betonte der MAN-Chef. Die Münchener beschäftigen weltweit knapp 50.000 Mitarbeiter, davon mehr als die Hälfte im Lastwagenbau. Daneben stellt MAN auch Busse und Turbinen her. Für Scania arbeiten knapp 32.000 Beschäftigte.

Für das fusionierte Unternehmen strebt MAN als zweites deutsches Unternehmen nach dem Versicherer Allianz die Rechtsform einer Europäischen Gesellschaft (SE) an. "Es wäre von Vorteil, wenn es nicht so aussähe, als ob ein deutscher einen schwedischen Konzern kaufe, sondern wir zusammen eine europäische Gesellschaft bilden", sagte Samuelsson. Die neue Zentrale soll bei MAN in München sein. Wichtige Funktionen sollen jedoch auch bei Scania im schwedischen Södertälje südwestlich von Stockholm angesiedelt werden. Die Konzernführung sollten dann die besten Köpfe aus beiden Unternehmen übernehmen. "Dazu werden einige Deutsche nach Schweden gehen und einige Schweden nach Deutschland kommen müssen", sagte Samuelsson. (tso/AFP)

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