zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Autokonzerne gegen den Wettbewerb

Mario Monti muss etwas richtig gemacht haben. Wie sonst wäre der Aufschrei der deutschen Automobilindustrie und der Gewerkschaften zu erklären?

Mario Monti muss etwas richtig gemacht haben. Wie sonst wäre der Aufschrei der deutschen Automobilindustrie und der Gewerkschaften zu erklären? Der EU-Wettbewerbskommissar hat vorgeschlagen, den Wettbewerb auf dem Automarkt zu beleben. Die ablehnende Reaktion jenseits des Rheins kam prompt. Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte, der Schritt bringe einen enormen Wettbewerbsnachteil für die deutsche Automobilindustrie. Die IG Metall kam sofort zu dem Ergebnis, dass 100 000 Arbeitsplätze wegfallen würden.

Wenn die neuen Regeln tatsächlich in Kraft treten, werden die Autohersteller ihre Macht über ihr Händlernetz verlieren, wird der Wettbewerb sich verschärfen. Und: Die Verbraucher werden leichter auswählen können. Aber offenbar ist schon das zuviel für die deutschen Autokonzerne. Das erinnert an die Untergangsstimmung, die vor einigen Jahrzehnten in der US-Automobilindustrie herrschte. Damals hieß es, Japan sei zu effizient, zu produktiv und zu gut für die amerikanischen Autohersteller. Doch die US-Industrie hat dank dieses aggressiven Wettbewerbs überlebt.

Vermutlich werden Montis Reformen das Gleiche bewirken. Natürlich behaupten die Hersteller, ihre Lage sei anders als die der übrigen Wirtschaft, und der Schutz sei wichtig für Marken und Qualitätskontrolle. Doch die Argumente sind fadenscheinig, wenn man sie mit den Kosten vergleicht, die den Verbrauchern dadurch entstehen, dass sich eine Regierung wettbewerbsfeindlich verhält. Wie wird wohl die populistische Koalition Schröders diese Praktiken verteidigen und zugleich behaupten können, sie sei an der Seite des kleinen Mannes? Noch fehlt eine überzeugende Erklärung dafür, dass das, was in den USA funktioniert hat, in Europa nicht klappen sollte. Doch wenn Schröder und die Autohersteller ehrlich wären, würden sie zugeben, dass sich die Deutschen wegen ihrer hohen Arbeitskosten und der enormen Steuerlast dem Wettbewerb innerhalb Europas nicht gewachsen fühlen. Bei aller Ablehnung darf man nicht vergessen: Mercedes-Benz, VW und BMW verkaufen sich in anderen Teilen der Welt gut, auch dort, wo der staatliche Schutz, den sie zu Hause genießen, nicht besteht. Warum sollen sie das nicht auch zu Hause schaffen?

Aus dem Wall Street Journal. Der Text wurde ü

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false